Preußische Festungsanlagen/Innerer Ring: Unterschied zwischen den Versionen
Horst (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „-“) Markierung: 2017-Quelltext-Bearbeitung |
Horst (Diskussion | Beiträge) (→Fort I) |
||
(3 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
- | === Der innere Festungsring === | ||
Die ersten preußischen Veränderungen zur Befestigung der Stadt bezogen die bisherigen Festungsanlagen und deren Ergänzungsbauten mit ein. Dabei machten sich die Preußen die von Vauban 1737 beschriebenen Grundzüge des Festungskrieges zu eigen. Angriffe erfolgten nach bestimmten Angriffsarten, die überall in den Militärakademien gelehrt wurden. Dies Wissen war natürlich nicht nur dem Angreifer nützlich, auch beim Aufbau von Verteidigungsanlagen plante man diese Kenntnisse mit ein. | |||
Eine effektive Verteidigung wurde nun so angelegt, dass sich die Bauwerke so ergänzen, dass ein Angreifen auch unter künstlich geschaffener Deckung (Grabenbau) immer gegen mehrere Forts kämpfen muss. Die Forts haben deshalb fest vorgegebene Abstände zu einander. | |||
Sollte dem Angreifer ein Durchbruch dieser Gürtellinie gelingen, so stößt er dann auf die ebenfalls vorbereitete geschlossene innere Befestigung, bestehend aus der Stadtmauer mit den vorgelagerten Bastionen. | |||
Mit dem Bau der ersten Forts wurde ab 1816 begonnen. Die Forts mit den ungeraden Nummern wurden aus Kostengründen erst in einer weiteren Bauphase zwischen 1841 bis 1847 gebaut. | |||
Mit der Erfindung größerer Geschütze wurde eine direkte Beschießung der Stadt möglich. Ab 1873 begannen deshalb Bauten am äußeren, vorgelagerten Festungsring. So verlor der innere Festungsring seine Bedeutung. | |||
Einige Forts dieses inneren Rings wurden in eine Umwallung zur Verteidigung mit integriert und bestanden somit fort. Andere wurden geschleift und verschwanden aus dem Stadtbild. | |||
Der Verlauf des inneren Festungsrings ist noch heute am inneren Kölner Grüngürtel nachzuvollziehen. | |||
=== Linksrheinische Forts === | |||
==== Fort I ==== | |||
1830 erbaut, 1841-47 zum Fort I umgebaut; 1880 Benennung zu Fort '''Erbgroßherzog Paul von Mecklenburg'''; 1911 Aufgabe als Festungswerk; 1914-1916 Entwurf der Gartenanlage Friedenspark; heute Jugendzentrum | |||
==== Fort II ==== | |||
1816-1821 erbaut, '''Großfürst Nikolaus von Nikolaus'''; 1860er Jahre Unterkunft für 252 Soldaten; Ende 1880er Jahre als Festungswerk aufgegeben; Mitte 1930er Jahre Abbruch und darauf Bau des Großmarktes; keine Spuren mehr sichtbar | |||
==== Fort III ==== | |||
1843-1847 erbaut; 1860 Unterkunft für 178 Soldaten; 1882 als Festungsgefängnis eingerichtet; 1960er Jahre Abbruch; keine Spuren mehr sichtbar | |||
==== Fort IV ==== | |||
1822-1825 erbaut; '''Erbgroßherzog Paul von Mecklenburg'''; 1887-1889 Umnutzung zum grünen Fort im Park; 1930 Verbandstelle Rotes Kreuz; nach 1945 Depot des Gartenamtes; seit 1983 Künstlerateliers; Teile des Forts sind noch erhalten | |||
==== Fort V ==== | |||
1843-1847 erbaut; Ende der 1880er Jahre als Festungswerk aufgegeben, dann an das Augustahospital angeschlossen; 1934 als Mensa genutzt; 1944 Ruine nach Bombenangriff; heute: Nutzung durch Universität; erhalten ist noch das Kernwerk | |||
==== Fort VI ==== | |||
1818-1823 erbaut; Prinz Friedrich der Niederlande, Abbruch Ende der 1880er Jahre, keine Spuren mehr sichtbar | |||
==== Fort VII ==== | |||
1841-1846 erbaut; Aufgabe als Festungswerk Ende der 1880er Jahre; 1912 Abbruch wegen Bau von Eisenbahnanlagen, keine Spuren mehr sichtbar | |||
==== Fort VIII ==== | |||
1822-1825 erbaut; '''Prinz Heinrich von Preußen''', Ende der 1880er Jahre Aufgabe als Festungsbauwerk; 1912 Abbruch wegen Bau von Eisenbahnanlagen, keine Spuren mehr sichtbar | |||
==== Fort IX ==== | |||
1843-1847 erbaut anstelle des Friedenspulvermagazins 6; '''Prinz Friedrich der Niederlande'''; Ende der 1880er Jahre in die innere Umwallung einbezogen; 1912 Abbruch wegen Bau von Eisenbahnanlagen, keine Spuren mehr sichtbar | |||
==== Fort X ==== | |||
1819-1825 erbaut; '''Prinz Wilhelm von Preußen''', Ende der 1880er Jahre in die innere Umwallung einbezogen, 1912 Wohnungen, 1914 grünes Fort, Gartenanlage mit Rosengarten, nach 1945 Notunterkünfte, heute Nutzung durch Vereine; erhalten sind mehrere Anlagenteile | |||
==== Fort XI ==== | |||
1834-1835 erbaut; '''Prinz Heinrich von Preußen''', 1843-1847 Neubau des Forts, Ende der 1880er Jahre in die innere Umwallung einbezogen; 1912 Teilabbruch; Notkrankenhaus im Zweiten Weltkrieg; seit 1997 Skulpturenpark; keine Spuren des Forts heute mehr sichtbar | |||
=== Rechtsrheinische Forts === | |||
==== Fort XV ==== | |||
1845-1847 als Lünette erbaut; 1858-1859 Bau eines Forts anstelle der Lünette; 1913 Teilabbruch; Grüngestaltung; im Zweiten Weltkrieg teilzerstört; 1957 Teilnutzung in der Bundesgartenschau; heute erhalten: Graben- und Wallteiler | |||
==== Fort XIV ==== | |||
1857-1859 erbaut anstelle der früheren Lünette 8; um 1910 abgebrochen und auf dem Gelände ein Paketpostamt errichtet; ab 2000 Nutzung durch Lufthansa; heute keine Spuren mehr sichtbar | |||
==== Fort XIII ==== | |||
1861-1863 erbaut; '''Fort Rauch'''; entstanden durch den Umbau der Lünette am Windmühlenberg; Artilleriedepot vor dem Ersten Weltkrieg; ab 1930 gewerbliche Nutzungen, 1951 Mitnutzung durch Sportverein; 1859 Abbruch, heute erhalten: eine Kaponniere | |||
[[Kategorie:Militär]] |
Aktuelle Version vom 28. April 2021, 22:31 Uhr
Der innere Festungsring
Die ersten preußischen Veränderungen zur Befestigung der Stadt bezogen die bisherigen Festungsanlagen und deren Ergänzungsbauten mit ein. Dabei machten sich die Preußen die von Vauban 1737 beschriebenen Grundzüge des Festungskrieges zu eigen. Angriffe erfolgten nach bestimmten Angriffsarten, die überall in den Militärakademien gelehrt wurden. Dies Wissen war natürlich nicht nur dem Angreifer nützlich, auch beim Aufbau von Verteidigungsanlagen plante man diese Kenntnisse mit ein.
Eine effektive Verteidigung wurde nun so angelegt, dass sich die Bauwerke so ergänzen, dass ein Angreifen auch unter künstlich geschaffener Deckung (Grabenbau) immer gegen mehrere Forts kämpfen muss. Die Forts haben deshalb fest vorgegebene Abstände zu einander.
Sollte dem Angreifer ein Durchbruch dieser Gürtellinie gelingen, so stößt er dann auf die ebenfalls vorbereitete geschlossene innere Befestigung, bestehend aus der Stadtmauer mit den vorgelagerten Bastionen.
Mit dem Bau der ersten Forts wurde ab 1816 begonnen. Die Forts mit den ungeraden Nummern wurden aus Kostengründen erst in einer weiteren Bauphase zwischen 1841 bis 1847 gebaut.
Mit der Erfindung größerer Geschütze wurde eine direkte Beschießung der Stadt möglich. Ab 1873 begannen deshalb Bauten am äußeren, vorgelagerten Festungsring. So verlor der innere Festungsring seine Bedeutung.
Einige Forts dieses inneren Rings wurden in eine Umwallung zur Verteidigung mit integriert und bestanden somit fort. Andere wurden geschleift und verschwanden aus dem Stadtbild.
Der Verlauf des inneren Festungsrings ist noch heute am inneren Kölner Grüngürtel nachzuvollziehen.
Linksrheinische Forts
Fort I
1830 erbaut, 1841-47 zum Fort I umgebaut; 1880 Benennung zu Fort Erbgroßherzog Paul von Mecklenburg; 1911 Aufgabe als Festungswerk; 1914-1916 Entwurf der Gartenanlage Friedenspark; heute Jugendzentrum
Fort II
1816-1821 erbaut, Großfürst Nikolaus von Nikolaus; 1860er Jahre Unterkunft für 252 Soldaten; Ende 1880er Jahre als Festungswerk aufgegeben; Mitte 1930er Jahre Abbruch und darauf Bau des Großmarktes; keine Spuren mehr sichtbar
Fort III
1843-1847 erbaut; 1860 Unterkunft für 178 Soldaten; 1882 als Festungsgefängnis eingerichtet; 1960er Jahre Abbruch; keine Spuren mehr sichtbar
Fort IV
1822-1825 erbaut; Erbgroßherzog Paul von Mecklenburg; 1887-1889 Umnutzung zum grünen Fort im Park; 1930 Verbandstelle Rotes Kreuz; nach 1945 Depot des Gartenamtes; seit 1983 Künstlerateliers; Teile des Forts sind noch erhalten
Fort V
1843-1847 erbaut; Ende der 1880er Jahre als Festungswerk aufgegeben, dann an das Augustahospital angeschlossen; 1934 als Mensa genutzt; 1944 Ruine nach Bombenangriff; heute: Nutzung durch Universität; erhalten ist noch das Kernwerk
Fort VI
1818-1823 erbaut; Prinz Friedrich der Niederlande, Abbruch Ende der 1880er Jahre, keine Spuren mehr sichtbar
Fort VII
1841-1846 erbaut; Aufgabe als Festungswerk Ende der 1880er Jahre; 1912 Abbruch wegen Bau von Eisenbahnanlagen, keine Spuren mehr sichtbar
Fort VIII
1822-1825 erbaut; Prinz Heinrich von Preußen, Ende der 1880er Jahre Aufgabe als Festungsbauwerk; 1912 Abbruch wegen Bau von Eisenbahnanlagen, keine Spuren mehr sichtbar
Fort IX
1843-1847 erbaut anstelle des Friedenspulvermagazins 6; Prinz Friedrich der Niederlande; Ende der 1880er Jahre in die innere Umwallung einbezogen; 1912 Abbruch wegen Bau von Eisenbahnanlagen, keine Spuren mehr sichtbar
Fort X
1819-1825 erbaut; Prinz Wilhelm von Preußen, Ende der 1880er Jahre in die innere Umwallung einbezogen, 1912 Wohnungen, 1914 grünes Fort, Gartenanlage mit Rosengarten, nach 1945 Notunterkünfte, heute Nutzung durch Vereine; erhalten sind mehrere Anlagenteile
Fort XI
1834-1835 erbaut; Prinz Heinrich von Preußen, 1843-1847 Neubau des Forts, Ende der 1880er Jahre in die innere Umwallung einbezogen; 1912 Teilabbruch; Notkrankenhaus im Zweiten Weltkrieg; seit 1997 Skulpturenpark; keine Spuren des Forts heute mehr sichtbar
Rechtsrheinische Forts
Fort XV
1845-1847 als Lünette erbaut; 1858-1859 Bau eines Forts anstelle der Lünette; 1913 Teilabbruch; Grüngestaltung; im Zweiten Weltkrieg teilzerstört; 1957 Teilnutzung in der Bundesgartenschau; heute erhalten: Graben- und Wallteiler
Fort XIV
1857-1859 erbaut anstelle der früheren Lünette 8; um 1910 abgebrochen und auf dem Gelände ein Paketpostamt errichtet; ab 2000 Nutzung durch Lufthansa; heute keine Spuren mehr sichtbar
Fort XIII
1861-1863 erbaut; Fort Rauch; entstanden durch den Umbau der Lünette am Windmühlenberg; Artilleriedepot vor dem Ersten Weltkrieg; ab 1930 gewerbliche Nutzungen, 1951 Mitnutzung durch Sportverein; 1859 Abbruch, heute erhalten: eine Kaponniere