Feilenhauer: Unterschied zwischen den Versionen
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- Benno Chajes: Grundriss der Berufskunde und Berufshygiene, Seite 166ff.,ISBN 9783662400746 | - Benno Chajes: Grundriss der Berufskunde und Berufshygiene, Seite 166ff.,ISBN 9783662400746 | ||
- Rudi Palla: Verschwundene Arbeit: Das Buch der untergegangenen Berufe, ISBN 9783850336482 | - Rudi Palla: Verschwundene Arbeit: Das Buch der untergegangenen Berufe, ISBN 9783850336482 | ||
Aktuelle Version vom 1. Juli 2021, 22:38 Uhr
Beruf – Feilenhauer (feihelhawer)
Feilenhauer ist ein ehemaliger Handwerksberuf, der sich mit der Herstellung neuer und der Wiederaufbereitung alter Feilen und Raspeln beschäftigt. Feilenhauer stellten die in der Metall-, Holz-, Leder- und Hornverarbeitung unentbehrlichen gezahnten oder geriefelten Werkzeuge, Feilen und Raspeln genannt, aus gehärtetem Stahl her. Erstmals wird ein Feilenhauer 1387 in Frankfurt am Main erwähnt, in Nürnberg wird der Beruf ab 1494 häufig genannt, im 16. Jahrhundert auch in Steyr, Leipzig, Köln und Augsburg, später in vielen Städten als zünftiges Handwerk in der Gilde der Schmiede. Die Feilenhauerei war ein sogenanntes geschenktes Handwerk (die Gesellen durften »mit merklicher Beförderung ihrer Wohlfahrt« reisen und ihr Glück versuchen) mit Zeichenzwang und geregelter Ausbildung, die in der Regel je drei Lehr- und Gesellenjahre, im 18. Jahrhundert weitaus mehr, in Anspruch nahm.
Als Meisterstück mussten beispielsweise die Nürnberger und Zwickauer Feilenhauer drei Werkstücke anfertigen und vorlegen: eine große, schwere, viereckige Armfeile, wie sie die Drahtzieher verwendeten; eine breite Schleiffeile für Goldschmiede und eine grobe, krumme Raspel mit gekröpfter Angel für Sattler.
Die Feilenhauer waren in Zünften organisiert. Einer mindestens dreijährigen Lehrzeit schloss sich eine mindestens ebenso lange Wanderschaft als Geselle an, bevor ein Meistertitel durch das Anfertigen eines Meisterstücks zumeist in Form von 3 verschiedenartigen Feilen erworben werden konnte. Dabei muss beachtet werden, dass der Rohstoff des speziellen Stahls zu damaliger Zeit äußerst teuer war und der angehende Meister sowohl das Material und vor allem die Möglichkeit haben musste, diese zu fertigen. Ein guter Feilenhauer bewältigte im 19. Jh. bei 80 bis 220 Schlägen pro Minute bis zu 50 Feilen am Tag.
Es sind vor allem seit der Renaissance viele Versuche unternommen worden, Feilen maschinell zu hauen. Die wohl erste überlieferte Darstellung einer Feilenhaumaschine als Skizze stammt von Leonardo da Vinci, entstanden um das Jahr 1500.
Andere, wenn auch nicht an dem Entwurf von da Vinci anknüpfen könnende Überlegungen einer mechanisierten Herstellung von Feilen wurden von dem Franzosen Mathurin Jousse in seinem Buch über Schlosserei (1627) beschrieben. Der Einsatz solcher Maschinen (Apparate) scheiterte zunächst an dem mangelnden ökonomischen Vorteil, denn ein Arbeiter, der für die Bedienung einer solchen Maschine erforderlich gewesen wäre, konnte in der gleichen Zeit die Handarbeit verrichten. Durchgesetzt haben sich solche Maschinen erst um 1890 in den Feilenfabriken. Die Herstellung von Feilen wurde seitdem immer mehr automatisiert und in Fabriken verlagert.
Die Feilen wurden aus einem gut härtbaren Werkzeugstahl (gegärbter Roh- oder Zementstahl, weniger Gussstahl, später Walzstahl) geschmiedet, wobei man für solche mit dreieckigem und rundem Querschnitt Gesenke zu Hilfe nahm. Die geschmiedeten Feilen wurden ausgeglüht und langsam abgekühlt, um sie so weich wie möglich zu machen. Vor dem Behauen erhielten sie ihre Form sowie glatte und blanke Flächen durch Abschleifen. Dieser Arbeitsschritt geschah in eigenen Schleifmühlen oder - kotten mittels wassergetriebener Schleifsteine aus Sandstein. Eine äusserst gesundheits schädliche Arbeit, die durch den Staub und das kalte Wasser bei den Arbeitern Silikose, Gicht und Rheuma verursachte. Die Einkerbungen auf der Feilenoberfläche entstanden durch Eintreiben eines Meissels mit dem Hammer, der einen gekrümmten, kurzen Stiel hatte und aus dem Handgelenk geschlagen wurde. Als Unterlage diente der Hauamboss, auf dem die Feile mit einem Lederriemen festgehalten wurde, den der Feilenhauer mit beiden Füßen spannte.
Das Hauen fing bei der Spitze an, und mit jeweils ein bis zwei Schlägen wurde Einschnitt für Einschnitt bis zur Angel erzeugt. Waren alle Flächen mit dem Unterhieb versehen, wurden die Grate leicht abgefeilt und der Kreuzhieb aufgesetzt. Bei achtzig bis zweihundertzwanzig Schlägen pro Minute bewältigte ein Hauer bis zu fünfzig Feilen am Tag. Es sind viele Versuche unternommen worden, Feilen maschinell zu hauen. Als Beispiel sei hier eine Feilenhaumaschine erwähnt, die der Franzose Mathurin Jousse de la Flêche in seinem Buch über die Schlosserei (1627) beschrieb. Der Einsatz solcher Maschinen scheiterte aber mit Sicherheit an dem mangelnden ökonomischen Vorteil, denn ein Arbeiter, der für die Bedienung einer solchen Maschine erforderlich gewesen wäre, konnte in der gleichen Zeit die Handarbeit verrichten. Durchgesetzt haben sich solche Maschinen erst um 1890 in den Feilenfabriken.
Das Härten der Feilen war der letzte und wichtigste Schritt und ein wohlgehütetes Geheimnis einer jeden Werkstätte. In Johann Joseph Prechtls Technologischer Encyklopädie (1830ff) findet sich folgende Prozedur: Um die feinen Spitzen des Hiebes vor Verzunderung zu schützen und ihnen zugleich eine große Härte zu geben, bestrich man jede Feile vor dem Glühen mit einem Überzug, der aus verkohltem Leder oder Horn (auch verkohlten Knochen, Ochsenklauen oder Pferdesehnen), Ofenruß, etwas Pferdemist, Kochsalz und Töpferton zusammengesetzt war. Nach dem Erhitzen wurde die dunkelrot glühende Feile in ein Gefäss mit Kochsalz gesteckt, dann richtete man sie, falls es notwendig war, mit einem hölzernen oder bleiernen Hammer gerade, brachte sie erneut ins Feuer und tauchte sie abschließend langsam in Regenwasser. Gereinigt, geölt und in Papier oder Stroh verpackt, kamen die Feilen zum Verkauf.
Die Verschiedenheit der Feilen war ausserordentlich groß. Nach dem Grad der Feinheit unterschied man Feilen mit grobem Hieb (Armfeilen), Mittelhieb (Bastardfeilen) und feinem Hieb (Schlichtfeilen), deren Querschnitt viereckig, dreieckig, rund, halbrund und flach sein konnte. Nach der Art der Verwendung gab es Zinn-, Messer-, Gabel-, Schraubenkopf-, Säge-, Wälz- und die Unzahl der Uhrmacher feilen (wie beispielsweise Platinen-, Zahn-, Schneckenauslauf-, Schwalbenschwanz- oder Steigradschieber-, Scharnier-, Zifferblatt-, Zapfen-, Barett-, Kreuzschenkel- und Polierfeilen). Ferner Schweiffeilen für die Schlosserei, Nadel-, Feder- und Perlfeilen für die Gold- und Silberarbeiter, Drechsler- und Schuhmacherfeilen. »Vogelzungen« nannte man Feilen zur Bearbeitung gekrümmter Flächen, und »Rattenschwänze« waren kleine, runde Feilen. .
Beschreibung: Der Feilenhauer bearbeitet auf einem Amboss mit einem kubischen Hammer und einem Meißel eine Feile, wobei die Feile mit einem über die Füße gespannten Riemen fixiert wird. Mehrere in Arbeit befindliche Feilen liegen auf dem Werkblock und am Boden, bereits fertige auf der Eckbank. Arbeitsgeräte: Hammer; Meißel; Amboss; Riemen .
Quelle:
- www. nuernberger-hausbuecher. de
- www. handwerksfilme. de
- www. wikipedia. de
- www. handwerk.darkmoonwolf. de
- www. austria-forum. org/ af/ Heimatlexikon
Literatur:
- Benno Chajes: Grundriss der Berufskunde und Berufshygiene, Seite 166ff.,ISBN 9783662400746
- Rudi Palla: Verschwundene Arbeit: Das Buch der untergegangenen Berufe, ISBN 9783850336482
Entnommen aus: Wissenswertes aus vergangenen Zeiten (fb-Gruppe)
Bild: feihelhawer (Feilenhauer) aus die Hausbücher der Nürnberger Zwölfbrüderstiftungen, Amb. 317.2° Folio 152 verso (Mendel I)