Franziskaner-Observanten-Kloster: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 2. Juni 2022, 09:59 Uhr
Das Kloster "ad olivas" der Franziskaner-Observanten lag am westlichen Ende der Streitzeuggasse im Stadtteil Altstadt-Nord. Dieser Teil der Streitzeuggasse hieß im Mittelalter auch "An den Franziskanern" und heißt heute "Am Alten Posthof".
Franziskaner zu den Oliven (Tertiarier) - Lageplan OpenStreetMap |
Eckdaten zum Franziskanerkloster ad olivas
Patrozinium | St. Agnes |
Orden/Stift | Begarden // seit 1328/29 Franziskanerrekollekten |
Gründung | 1291 |
Aufhebung | 1802 |
Geschichte
Im 13. Jahrhundert ist an der Stelle des späteren Klosters der Franziskaner-Observanten ein Begardenkonvent („beggardi voluntari pauperes") an einem Hof namens "zum Olvunde" nachweisbar. 1309 richtete die Bruderschaft eine Kapelle ein, die dem Hl. Kreuz und der Hl. Agnes geweiht wurde. An Stelle des Begardenkonvents "Olvunde" erwarb das Haus die St. Margarethenbruderschaft, die es 1328/29 den Brüdern von der dritten Regel des Hl. Franciscus übergab. Die Franziskaner erweiterten ihren Besitz durch den Erwerb westlich anstoßender Häuser. Die Brüder, die sich nun "ad olivas" ("zu den Oliven") nannten, lebten von der Weberei und dem Arzneiverkauf an Kranke und Aussätzige.
Der Rat der Stadt versuchte Ende des 14. Jahrhunderts, den Umfang der Weberei durch Beschränkung der Webstühle auf sechs zu reduzieren und bestimmte, dass die „Oliven“-Brüder ihre Webereien durch die Zünfte besichtigen lassen sollten. Im Oktober wurde die Zahl der zulässigen Webstühle jedoch wieder auf dreizehn erhöht. Die Hausweberei ging bald ganz zurück, und die Franziskaner wandten sich der Krankenpflege und Totenbestattung zu.
Papst Sixtus IV. erließ 1484 für verschiedene Häuser des dritten Ordens (der Tertiarier) besondere Statuten und bestimmte für die "Oliven"-Brüder den Dekan von St. Andreas zum Konservator und Richter. Die Zahl der Brüder und die Einnahmen gingen jedoch immer weiter zurück, Mitte des 16. Jahrhunderts wohnte nur noch ein Konventual im Hause.
Nach Verhandlungen mit dem Erzbischof und dem Rat wurde deshalb nach päpstlicher Entscheidung am 28. Juni 1589 das Haus „zu den Oliven“ an die Brüder der Franziskaner-Observanten übergeben. Die Observanten hatten sich von den "Konventualen", die weniger strikte Regeln befolgten, abgesetzt und bildeten einen eigenen Reformzweig des Franziskanerordens.
Weil die alte Agneskapelle den Bedürfnissen des Ordens und dem zunehmenden Besuch der Gläubigen nicht mehr entsprach, wurde bald darauf der Grundstein zu einem Erweiterungsbau, einer westwärts vorgelegten Laienkirche, gelegt. Auf den Grundmauern der alten Kapelle wurde der Chor ab 1610 neu erbaut. Am 2. Oktober 1607 wurde die Kirche zu Ehren der Hl. Agnes eingeweiht.
1625 wurde im südwestlichen Vorhofe an Stelle der Agneskapelle eine neue Sakramentskapelle eingerichtet, die allerdings schon 1661 durch eine zweite Kapelle zu Ehren des Hl. Antonius von Padua ersetzt wurde. Am 24. April 1679 wurde der Grundstein für einen Neubau gelegt, der am 15. 7. 1682 eingeweiht wurde. Noch während des Kirchenumbaues im Jahre 1679 wurde die südöstlich dem Chor neu angefügte Portiunculakapelle[1] geweiht. Bald nach 1682 wurde ein dritter Klosterflügel erstellt, das Sommerrefektoriums und das Brauhaus ausgebaut, sowie Kircheninventar, Wohnbauten und ein Krankenhaus gebaut. 1698 schuf man ein neues Portal mit neuen Türflügeln.
Auch im 18. Jahrhundert wurden noch weitere Ausbauten vorgenommen, u. a. 1726 eine größere Gruft unter dem Chorraum. Die Antoniuskapelle im Vorhof wurde 1730 niedergelegt und durch eine neue Sakramentskapelle ersetzt. Dann begann man einen neuen Bau mit Archiv und Gasthaus sowie 24 Zellen im Obergeschoß. Im Jahre 1731 wurde ein neuer Flügel angebaut, in dessen Räumen die Stände des Kölner Erzstiftes zeitweise ihre Sitzungen abhielten.
Von 1757 bis 1763, bei der Besetzung Kölns durch französische Truppen, wurde ein Teil des Olivenklosters von den Franzosen als Lazarett verwendet.
Im Zuge der Säkularisierung wurde 1802 auch das Observantenkloster aufgehoben. Die Kirche wurde geschlossen und als Tabaklager genutzt. Das Kloster wurde von französischen Veteranen und deren Familien bezogen. Die Portiunculakapelle wurde 1807 abgerissen, die Sakramentskapelle 1815. Die preußische Verwaltung richtete das Kirchengebäude zu einem Fruchtmagazin ein. Dazu wurden die Gewölbe niedergelegt und mehrere schwere Balkendecken eingezogen. Die Klosterbauten wurden 1818 in eine Kaserne umgewandelt. 1910 wurde das Observantenkloster vollständig abgebrochen.[2]
Kreuterkarte
Das Olivenkloster ist zu finden in der Kreuterkarte K 337-101 - S. Apostel
Topographische_Sammlung_von_Franz_Kreuter/Kreuterkarten
Schreinsbezirk
Literatur
- F.E. Frhr. von Mering/L. Reischert: Die Bischöfe und Erzbischöfe von Köln nach ihrer Reihenfolge, nebst Geschichte des Ursprunges, des Fortganges und Verfalles der Kirchen und Klöster der Stadt Köln, mit besonderer Bezugnahme auf die Kirchen und Klöster der Erzdiözese; Köln, 1844 - Band 2, S. 60-66: Die vormalige St. Agnetenkirche und das Franziskanerkloster vulgo "zu den Oliven" genannt
Einzelnachweise
- ↑ Wikipedia: Portiuncula bei Assisi
- ↑ Arntz/Neu/Vogts (Bearb.): Franziskaner-Observanten-Kloster Ad Olivas. In: Paul Clemen/Hans Vogts/Fritz Witte (Hg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Bd. 7, III. Abt., Düsseldorf 1937, S. 178-187