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==Allgemeiner Hintergrund==
==Allgemeiner Hintergrund==
Die Höhere Bürgerschule bezeichnet im 19. und frühen 20. Jahrhundert eine Schulform, die zwischen der einfachen Volksschule und dem humanistischen Gymnasium stand. In Köln entstanden mehrere solcher Einrichtungen, die vor allem den Nachwuchs des städtischen Bürgertums – insbesondere des Nähr-, Handels- und Verkehrsstandes – ausbilden sollten. Aus einigen dieser Schulen gingen später bedeutende Kölner Gymnasien hervor, darunter das heutige Albertus-Magnus-Gymnasium und das Rhein-Gymnasium.
Die [[Schule::'''Höhere Bürgerschule''']] bezeichnet im 19. und frühen 20. Jahrhundert eine Schulform, die zwischen der einfachen Volksschule und dem humanistischen Gymnasium stand. In Köln entstanden mehrere solcher Einrichtungen, die vor allem den Nachwuchs des städtischen Bürgertums – insbesondere des Nähr-, Handels- und Verkehrsstandes – ausbilden sollten. Aus einigen dieser Schulen gingen später bedeutende Kölner Gymnasien hervor, darunter das heutige Albertus-Magnus-Gymnasium und das Rhein-Gymnasium.


===Schulpolitische Voraussetzungen===
===Schulpolitische Voraussetzungen===

Aktuelle Version vom 3. Dezember 2025, 11:02 Uhr


Höhere Bürgerschule

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Allgemeiner Hintergrund

Die Höhere Bürgerschule bezeichnet im 19. und frühen 20. Jahrhundert eine Schulform, die zwischen der einfachen Volksschule und dem humanistischen Gymnasium stand. In Köln entstanden mehrere solcher Einrichtungen, die vor allem den Nachwuchs des städtischen Bürgertums – insbesondere des Nähr-, Handels- und Verkehrsstandes – ausbilden sollten. Aus einigen dieser Schulen gingen später bedeutende Kölner Gymnasien hervor, darunter das heutige Albertus-Magnus-Gymnasium und das Rhein-Gymnasium.

Schulpolitische Voraussetzungen

Nach dem Übergang Kölns an Preußen (1815) setzte im Rheinland eine Phase intensiver Bildungsreformen ein. Der preußische Staat und die Städte förderten neue Formen weiterführender Schulen, die nicht primär auf klassische Sprachen (Latein, Griechisch) ausgerichtet waren, sondern auf die Bedürfnisse von Handel, Gewerbe und aufkommender Technik.

Die Höhere Bürgerschule war Ergebnis dieser Entwicklung:

  • Sie schloss an die Elementar- bzw. Volksschule an.
  • Sie richtete sich vor allem an Söhne (und nur in Ausnahmefällen an Töchter) von Kaufleuten, Handwerkern, Technikern und Angestellten.
  • Sie vermittelte eine breitere Allgemeinbildung mit Betonung von Mathematik, Naturwissenschaften, modernen Sprachen und praktischen Fächern.

Altsprachlicher Unterricht (Latein/Griechisch) trat zurück oder entfiel ganz, womit sich die Höhere Bürgerschule deutlich vom traditionellen Gymnasium unterschied.

Die frühe Kölner Höhere Bürgerschule am Quatermarkt / Kreuzgasse

Zu den frühesten Kölner Einrichtungen dieses Typs gehört die „Höhere Bürgerschule für den Nähr-, Handels- und Verkehrsstand“ am Quatermarkt bzw. in der Kreuzgasse. Diese Schule entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit den städtischen Bemühungen, den wachsenden Bedarf an qualifiziertem kaufmännischem und technisch-naturwissenschaftlich gebildetem Personal zu decken.

Die genaue Gründungsdatierung ist in der Literatur nicht immer einheitlich, doch deutlich ist:

  • Die Schule war städtisch verankert und Teil des Kölner Schulnetzes.
  • Sie wandte sich ausdrücklich an den „Nähr-, Handels- und Verkehrsstand“, also an wirtschaftlich tätige Schichten (Kaufleute, Spediteure, Handwerksmeister usw.).
  • Sie bot einen gegenüber dem Gymnasium „modernen“ Lehrplan mit Physik, Chemie und neuerer Sprachbildung.

Mit der Schule verbunden ist unter anderem der Name des Lehrers Caspar Garthe, der dort Physik und Chemie unterrichtete und zur naturwissenschaftlichen Profilierung beitrug.

Die städtische Höhere Bürgerschule von 1878 – Vorläufer des Albertus-Magnus-Gymnasiums

Gründung und erste Jahre (1878–1882)

Ein besonders klar dokumentierter Fall einer Höheren Bürgerschule in Köln ist die 1878 gegründete städtische Schule, aus der später das Albertus-Magnus-Gymnasium hervorging.

Ostern 1878: Die Stadt Köln eröffnet eine Höhere Bürgerschule. Zunächst ist sie in Räumen der Realschule in der Kreuzgasse untergebracht.
Ziel ist es, eine weiterführende Schule mit stark naturwissenschaftlich-praktischer und kaufmännischer Ausrichtung zu etablieren – als Alternative zum humanistischen Gymnasium.
In dieser Phase ist die Schule organisatorisch noch im Aufbau. Die begrenzten räumlichen Verhältnisse und die wachsende Schülerzahl machen schon bald einen eigenen Neubau notwendig.

Neubau in der Spiesergasse (ab 1882)

1882 bezieht die Höhere Bürgerschule einen eigenen, von Stadtbaumeister Hermann Weyer entworfenen Neubau in der Spiesergasse in der Nähe von St. Gereon.
Mit dem Neubau erhält sie einen festen Platz im Kölner Schulwesen und kann das Unterrichtsangebot erweitern.
Das Gebäude der Spiesergasse wird über Jahrzehnte Identifikationsort für viele Schülergenerationen und bildet den räumlichen Rahmen für eine zunehmende Differenzierung der Bildungsgänge.

Handelsschulklassen und Umwandlung in eine Handelsschule (ab 1890)

Ein wichtiges Datum in der Entwicklung ist das Jahr 1890:

Die Höhere Bürgerschule richtet eine Handelsschulklasse ein, um gezielt den Nachwuchs für den kaufmännischen Bereich zu schulen. Im selben Jahr erfolgt eine Umwandlung in eine Handelsschule, wobei ein Teil der bisherigen Höheren Bürgerschule in diesen neuen Schwerpunkt überführt wird.

In der Folgezeit kommt es zu einer Trennung bzw. Verschränkung verschiedener Bildungsgänge:

  • Ein Strang orientiert sich stärker am Realschul- bzw. Realgymnasialprofil (mit Abiturperspektive).
  • Ein anderer Strang bleibt deutlicher auf den Bereich „Handel und Gewerbe“ ausgerichtet.

Entwicklung zum Realgymnasium und zur Oberschule

Im Verlauf des frühen 20. Jahrhunderts setzt sich – im Einklang mit reichsweiten Entwicklungen – der Trend durch, Höhere Bürgerschulen mit besonders erfolgreichem Bildungsgang zum Realgymnasium auszubauen:

  • 1927: Die aus der Höheren Bürgerschule hervorgegangene Schule wird in ein Realgymnasium umgewandelt und erhält Abiturrecht.

Die Mischung aus naturwissenschaftlich-technischer Ausrichtung und allgemeiner höherer Bildung bleibt charakteristisch.

Während der Zeit des Nationalsozialismus erfährt die Schule eine erneute Umbenennung und Umstrukturierung:

  • 1937: Umwandlung in eine „Oberschule für Jungen“.

Diese Bezeichnung entspricht der NS-Schulstruktur, die verschiedene frühere Schulformen (Gymnasium, Realgymnasium, Oberrealschule) in einem normierten System zusammenfasst.

Zerstörung im Krieg, Neubeginn und Umbenennung in Albertus-Magnus-Gymnasium

Im Zweiten Weltkrieg wird das Schulgebäude in der Spiesergasse schwer zerstört. Der Unterricht kann zunächst nur in Ersatzräumen bzw. provisorischen Unterkünften fortgeführt werden.
Nach Kriegsende kommt es schrittweise zur Reorganisation des Unterrichts, nun im Rahmen des nordrhein-westfälischen Schulwesens.

Ein wichtiger symbolischer Schritt vollzieht sich in den 1950er Jahren:

  • 1954: Die Schule erhält den Namen Albertus-Magnus-Gymnasium, in Anknüpfung an den mittelalterlichen Gelehrten und Kölner Bischof Albertus Magnus.
  • 1956: Bezug eines Neubaus im Stadtteil Neuehrenfeld. Die Schule verlässt damit endgültig ihren Standort in der inneren Altstadt.

Damit ist der „Lebensweg“ dieser Höheren Bürgerschule in die Struktur eines modernen Gymnasiums überführt: Höhere Bürgerschule → Handelsschule / Realgymnasium → Oberschule für Jungen → Albertus-Magnus-Gymnasium.

Höhere Bürgerschule in Mülheim am Rhein – Vorläufer des Rhein-Gymnasiums

Ein weiterer wichtiger Standort einer Höheren Bürgerschule im heutigen Kölner Stadtgebiet war Mülheim am Rhein, das erst 1914 nach Köln eingemeindet wurde.

Gründung und frühe Entwicklung

1830 wird in Mülheim am Rhein eine Höhere Bürgerschule mit zunächst 25 Schülern gegründet.

Sie gehört zu den frühesten weiterführenden Schulen im rechtsrheinischen Umfeld Kölns und ist von Beginn an auf bürgerliche Schüler aus Handel und Handwerk ausgerichtet.

Die Schule wächst rasch:

  • Wegen steigender Schülerzahlen muss sie mehrfach umziehen; zeitweise ist sie im Rathaus untergebracht.
  • Die Stadt Mülheim investiert trotz begrenzter Mittel in den Ausbau der Einrichtung, da sie für die lokale Wirtschaft von großer Bedeutung ist.

Geschlechterfrage und Profil

Zunächst werden an der Mülheimer Höheren Bürgerschule Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet.
Im Zuge der Neuordnung nach der Revolution von 1848 und im Rahmen der allgemeinen Tendenz zur Trennung der Geschlechter in höherer Bildung wird die Schule später als reine Jungenschule geführt.

Inhaltlich folgt sie dem Typus der Höheren Bürgerschule:

  • Betonung von Mathematik, Naturwissenschaften, kaufmännischen und praktischen Fächern.
  • Stärkere Gewichtung moderner Sprachen gegenüber den alten Sprachen.

Entwicklung zum Rhein-Gymnasium

Im Lauf des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wird die Mülheimer Höhere Bürgerschule schrittweise zur vollwertigen höheren Schule mit Abiturmöglichkeit ausgebaut. Sie geht schließlich im heutigen Rhein-Gymnasium auf.

Damit sind auch im rechtsrheinischen Köln Kontinuitätslinien sichtbar:

Höhere Bürgerschule Mülheim → weiterführende höhere Schule → Rhein-Gymnasium.

Pädagogisches Profil und Bedeutung

Abgrenzung zum humanistischen Gymnasium

Die Höhere Bürgerschule in Köln unterschied sich deutlich vom traditionell geprägten Gymnasium:

  • Weniger oder gar kein Latein/Griechisch, stattdessen:
    • Deutsch in stärkerer schriftlicher und mündlicher Ausprägung,
    • Französisch und/oder Englisch als moderne Fremdsprachen,
  • Mathematik, Physik, Chemie auf höherem Niveau,
  • Geographie, Geschichte und wirtschaftskundliche Fächer.

Ziel war keine ausschließlich akademische Laufbahn, sondern eine fundierte Bildung für:

  • kaufmännische Berufe,
  • technische und gewerbliche Tätigkeiten,
  • mittlere und höhere Angestelltenlaufbahnen.

Dennoch konnte ein Besuch der Höheren Bürgerschule – besonders nach dem Ausbau zu Realgymnasien – auch den Weg zum Studium öffnen.

Sozialer Kontext

Die Schüler stammten überwiegend aus dem städtischen Bürgertum:

  • Kaufleute, Fabrikanten, Brauer,
  • Handwerksmeister, Beamte, Angestellte,
  • in Mülheim am Rhein zusätzlich aus dem Umfeld der Schifffahrt, der Industrie und des regionalen Handels.

Die Höhere Bürgerschule trug damit erheblich zur „Verbürgerlichung“ und Modernisierung der städtischen Gesellschaft bei:
Sie vermittelte eine Bildung, die zugleich Allgemeinwissen und praktische Verwertbarkeit für das Wirtschaftsleben verband.

Übergang in das moderne Schulwesen

Mit den Schulreformen im späten Kaiserreich, in der Weimarer Republik und nach 1945 wurden die Höheren Bürgerschulen schrittweise in andere Schulformen überführt:

  • Umwandlung in Realgymnasien, Oberrealschulen oder eigenständige Handelsschulen,
  • Verleihung des Abiturrechts,
  • nach 1945 Eingliederung in die nordrhein-westfälische Gymnasialstruktur,
  • Umbenennungen (z. B. Albertus-Magnus-Gymnasium, Rhein-Gymnasium) und häufige Verlagerung an neue Standorte mit modernen Schulbauten.

Trotz dieser institutionellen Veränderungen bleibt die Höhere Bürgerschule ein wichtiges Bindeglied zwischen:

  • der älteren Tradition der Lateinschulen und Gymnasien und
  • dem modernen, stärker naturwissenschaftlich und berufsorientiert ausgerichteten Schulwesen.

Bedeutung für die Kölner Stadtgeschichte

Die Geschichte der Höheren Bürgerschulen ist aus mehreren Gründen relevant:

  • Stadtgesellschaft

Sie spiegelt den Aufstieg des Kölner Bürgertums im 19. Jahrhundert und dessen wachsenden Anspruch auf eigene Bildungsinstitutionen.

  • Wirtschafts- und Sozialgeschichte

Die Ausrichtung auf Handel, Gewerbe und Verkehr macht die Schulen zu wichtigen Faktoren für die ökonomische Modernisierung Kölns.

  • Stadtbild

Die Schulbauten – insbesondere der Neubau in der Spiesergasse und die späteren Gebäude der Nachfolgegymnasien – gehören zum Wandel des innerstädtischen und später auch der neuen Stadtviertel (z. B. Neuehrenfeld).

  • Kontinuität von Bildungstraditionen

Die Entwicklungslinie von der Höheren Bürgerschule zum heutigen Gymnasium zeigt, wie sich Bildungsinstitutionen an politische und gesellschaftliche Umbrüche (Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Nachkriegszeit) anpassten, ohne ihre grundlegende Funktion völlig aufzugeben.

Literatur:

  • Jahresschrift der höheren Bürgerschule zu Köln: hrsg. für das Schuljahr 1844-45, Köln 1845 (Digitalisat)
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