Pest und Seuchen in Köln: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 9. Mai 2020, 12:57 Uhr
"Totenstill waren die Straßen, verlassen die Häuser. Einzig die Raben, die den ganzen Tag über den Lebenden und den Toten krächzen, schienen sich vermehrt zu haben. Kein Auge vermochte mehr die Zahl der toten Körper zu überblicken, zu deren Begräbnis die innerstädtischen Friedhöfe nicht mehr ausreichten. Neue Grabstätten mussten in den Feldern angelegt werden. Die Seuche war so heftig, dass kaum der dritte Teil der Menschen übrig blieb."
So berichtet der Dominikaner Heinrich von Herford als ein Augenzeuge seine Eindrücke vom Wüten des Schwarzen Todes zur Mitte des 14. Jahrhunderts.
Die Pest wurde zur damaligen Zeit als Schwarzer Tod bezeichnet und war sicher nicht die einzige Seuche, die die Bevölkerung in den letzten Jahrhunderten oft in unzählbaren Ausmaßen hinwegraffte.
Hier die bedeutendsten Seuchen seit dem Mittelalter bis in die Neuzeit:
*Antoniusfeuer: im 11. Jh., Ursache verunreinigtes Getreide, daher auch Mutterkornseuche genannt
*Pest und Lepra: 1347 - 1351 allein 25 Mio. Tote in Europa
*Syphilis: 1494 von Columbus mitgebracht, in Deutschland im 18. Jh.
*Pocken: 18. Jh, in Deutschland nach 1870/71 180 000 Tote, mehr als der Krieg forderte
*Fleckfieber: Übertragung durch Flöhe, 1813/14 in Dresden und Leipzig mehr als 10 % der Bevölkerung
*Cholera: aus Asien per Schiff nach Hamburg gebracht, Ausbreitung durch Bakterien in verunreinigten Wasser, 1892 schwerste Cholera-Epidemie in Europa
*Typhus: schwere Ausbreitung 1865, Ursache schlechte Hygiene
*Tuberkulose: auch benannt als Schwindsucht, durch schlechte Hygiene vieler Menschen auf engstem Raum in Städten; in den 1880er Jahren starben in Deutschland jährlich ca. 120000 Menschen
*Spanische Grippe: 1918 bis 1920 rollt ein Virus in 3 Wellen um den Erdball und infiziert bis zu einem Drittel der Menschheit. Das erätselhafte an der Spanischen Grippe ist bis heute, dass sie übermäßig viele junge und gut genährte Menschen erwischte. Insgesamt sterben bis zu 50 Mio Menschen, das sind 1,5 bis 2 % der damaligen Bevölkerung.
Auch Köln als eine der einwohnerstärksten Stadt im Mittelalter ist von all diesen Seuchen nicht verschont geblieben. Viele Menschen aus dem Umland drängten sich in die Stadt, Unterkünfte waren sehr begrenzt und die Hygiene war wie in vielen Städten Ursache vieler Krankheiten und hatte sehr schnell seuchenartige Ausmaße.
Die Pest im Jahr 1666
Auch 1666 hatte Köln sich mit einer „Pestilentzischen“ Seuche zu befassen. Auf wesentlich schlechterer wissenschaftlicher Grundlage versucht man damals, die Infektion in den Griff zu bekommen. So sollten alle Häuser, in denen in den letzten 14 Tagen jemand an der Seuche gestorben war, gekennzeichnet und damit gemieden werden – was nun immerhin auch der heutigen Quarantänefrist entspricht.
Nicht alle Kölner zogen damals an einem Strang, denn der Rat sah auch eine Strafe für die vor, die „sich weigern und ungehorsamblich erzeigen“: die sollten ihr Bürgerrecht verlieren und der Stadt verwiesen werden. Um sich durchzusetzen, wurden dann sogar Militär eingesetzt.
Ansonsten kümmerte man sich darum, Notsärge in ausreichender Zahl bereitzuhalten. Der Verkauf von Mobiliar und Gegenständen aus „inficijrte[n] heuser[n]“ war auf sechs Wochen nach dem Tod des Infizierten verboten. In den Pfarreien sollte Geld zur Linderung der als Nebeneffekt entstehenden wirtschaftlichen Not gesammelt werden – was natürlich aus heutiger Sicht dem Ziel zuwiderläuft, Infektionsketten zu unterbrechen.
Sodann sollte eine Statistik über die Infektions- und Todesfälle geführt werden, wobei man sich bemühte, die eigentlichen Pestopfer möglichst separat von den sonstigen Todesursachen zu erfassen (insbesondere ohne die Kindersterblichkeit an Blattern und Röteln zu berücksichtigen). Die Öffentlichkeit sollte über den Stand der Seuche informiert sein: immer dienstags sollten die Zeitungsdrucker die aktuelle Todeszahl vermelden. Insgesamt bietet sich dann doch ein Bild der Hilflosigkeit, gepaart mit harten Maßnahmen.
In Köln litt man 1666 zwar, aber die Krankheit wurde schließlich überstanden. [1]
Weblinks
Geschichte in Köln, Band 51, Heft 1, Seiten 9–22, ISSN (Online) 2198-0667, ISSN (Print) 0720-3659, DOI: https://doi.org/10.7788/gik.2004.51.1.9.
Kölnisches Stadtmuseum: Die Pest in Köln
Wikipedia: Geschichte_der_Pest
Wikipedia: Liste_von_Epidemien_und_Pandemien
Planet Wissen: Der schwarze Tod
Portal Rheinische Geschichte: Medizin und Heilkunde im Rheinland
Blog Archive Rheinischer Geschichte 1914-1918: Stichwort Grippe
Youtube-Video: ZDF-History - Der Schwarze Tod - Die Pest im Mittelalter (Doku2015)
Youtube-Video: PhoenixSerie Die Deutschen II - Karl IV und der Schwarze Tod
Einzelnachweise
- ↑ Historisches Archiv der Stadt Köln, facebook v. 18.03.2020