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Ratskapellen St. Michael und St. Maria in Jerusalem: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. Oktober 2022, 20:57 Uhr

Ratskapelle St. Maria in Jerusalem

Die Kölner besaßen mit der Michaelskapelle in der Marspforte und der 1426 nachfolgenden Kapelle St. Maria in Jerusalem neben dem Rathaus am Rathausplatz im Stadtteil Altstadt-Nord zu verschiedenen Zeitepochen jeweils eine eigene Kapelle für die Mitglieder des Stadtrates.

Eckdaten zur Kapelle St. Michael

Patrozinium St. Michael
Gründung 1172
Abbruch 1802

Michaelskapelle

Die erste 1172 erbaute Kapelle „sent Michel“, die dem heiligen Michael (Michaelskapelle) geweiht war, lag im Obergeschoss der römischen Marspforte in der im Mittelalter „up der Marportzen“ genannten heutigen Marspfortengasse. Diese Ratskapelle diente den Ratsherren bis zur Fertigstellung der 1426 unmittelbar neben dem Rathaus errichteten Kapelle St. Maria in Jerusalem als Gotteshaus.

Die Eingangspforte der Ratskapelle diente den Ratsherren bis zum Aufkommen der Druckerkunst in Köln durch Ulrich Zell (1460er Jahre) als Ort für Bekanntmachungen: An die Türe wurden Neuerungen für diejenigen angeschlagen, die bei Verkündigungen der „Morgenansprachen“ nicht zugegen waren.

Die alte Kapelle und die Pforte, die „Maatpooz“, wurden im Jahr 1545 abgebrochen.

Die Marspforte im Buch Weinsberg[1]
"Nachruf" des Hermann von Weinsberg auf Marspforte und alte Ratskapelle
"Anno 1545 hat ein ehrsamer Rath mit Bewilligung der Geistlichkeit die Marspforte, worauf die St. Michaeliskapelle stand, bis auf den Grund abbrechen lassen, und die Steine zu der Stadt Bau benutzt. Diese Marspforte stand unten an der Judengasse, hatte zwei Bögen von Drachenfelser Stein und war sehr unreinlich allzeits darunter, denn ein Jeder schüttete seinen Unflat dahin, denn es gingen keine Türen darunter aus und es stank übel. Etliche wollten, es sollte porta Martis gewesen sein, von dem Mars genannt; mich bedünkt, es sei die Pforte um des Marktes willen also genannt worden. Als sie oben abgebrochen war bis auf den Bogen, worauf die Kapelle gestanden, hab ich eines Tags die Nachbarn sehen sitzen auf dem Bogen an einem Tisch essen und trinken; sie wollten der Marspforte die „Letzt“ geben. Das Messzeug, die Ornamente der Kapelle kamen nach St. Alban in die Kirche.

Danach baute ein Gewandschneider das Haus an der Ecke auf Bonn zu von Grund neu auf; er wurde später Rittmeister und verdarb, hieß Joh. Geilenkirchen; später bauten andere Nachbaren daneben ihre Häuser, machten nun Fenster und Türen an die Straße, wo früher keine standen, an der anderen Seite nach dem Rathause baute der Ratsmann Gilles Eifler zwei schöne köstliche Häuser. Lange danach hat man zum Andenken an die Marspforte auf Befehl des Rates oben an die beiden Häuser zwei Bilder mit Versen gesetzt, auf einer Seite das Bildnis des Abgottes Mars, auf der andern St. Michael, und der Platz wurde gesteinwegt und ist jetzt ein zierlicher Platz."

(Ins Neuhochdeutsche übertragen von Leonard Ennen[2])

Eckdaten zur Kapelle St. Maria in Jerusalem

Patrozinium St. Maria
Gründung 1424/26
Zerstörung 1942/45

Kapelle St. Maria in Jerusalem

Rathausplatz mit Ratskapelle - Wilhelm Scheiner,1923

Die Kölner Ratskapelle St. Maria in Jerusalem entstand zwischen den Jahren 1424 und 1426. Ihre wechselvolle Geschichte endete mit ihrer Zerstörung bei Luftangriffen während des Zweiten Weltkrieges.

Wohl wegen des beengten Raumes der Michaelskapelle hatte der Rat schon 1393/94 den Bau einer eigenen Kapelle geplant und um eine entsprechende Genehmigung von höchster kirchlicher Stelle nachgesucht.

"St. Maria in Jerusalem" entstand durch die Umwandlung der ehemaligen jüdischen Synagoge in eine neue christliche Ratskapelle. Im Jahre 1423 waren die Kölner Juden aufgefordert worden, die Stadt binnen Jahresfrist up ewige tzyden zu verlassen. Nach der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus der Stadt wurde die 400 Jahre alte, auch als Judenschule bezeichnete Synagoge des Judenviertels, zur Kapelle umgewandelt und im Jahr 1426 zum Festtag „Mariä Geburt“ geweiht.

Abgesehen von den täglichen Andachten, die sich nun bequem von den Ratsherren vor ihrem „Hause“ in der Kapelle verrichten ließen, wurde auch von einer Messfeier berichtet. Es war die erste in der Kapelle abgehaltene Totenmesse, die aus Anlass der Beerdigung des Bürgermeisters Wenemar von dem Birbaume vor unserem Hause in der Kapelle unserer lieben Frau stattfand.[3]

Im Auftrage der Kölner Stadtherren schuf der Maler Stefan Lochner 1445 sein Triptychon Altar der Stadtpatrone, das im Altarraum der Kapelle aufgestellt wurde.

Die Kapelle blieb bis zu ihrer Profanierung 1798 das Gotteshaus der Ratsherren. Danach diente der Bau bis 1847 als Magazin, dann als Steinhalle der Wallrafschen Sammlung und zur Unterbringung des 1844 gefundenen großen römischen Mosaikfußbodens. 1862—1875 wurde sie als Heim des Männergesangvereins genutzt, 1877—1907 als altkatholische Kirche, danach wieder als städtisches Magazin. In den darauf folgenden Jahren wurden immer wieder Erneuerungen und Renovierungen an der Kapelle vorgenommen. Im Jahre 1910 erfolgte eine innere Instandsetzung mit der Absicht, den Raum als Kommissionssitzungssaal zu benutzen, was aber aus akustischen Gründen wieder aufgegeben wurde[4].

Gallerie

Kreuterkarte

Die ehemalige Marspforte ist gekennzeichnet in der Kreuterkarte K 337-56 - Marspforten, Oben
(zwischen der Straße "Oben Marspforten" und dem "Marsplatz")

Das Rathaus ist zu finden in der Kreuterkarte K 337-2 - Alter Markt

Topographische_Sammlung_von_Franz_Kreuter/Kreuterkarten

Schreinsbezirke

IV S. Alban - Bezeichnung auf der Keussen-Karte: "S. Michael"
II S. Brigiden

Einzelnachweise

  1. Projekt der Universität Bonn: Hermann von Weinsberg, Aufzeichnungen des Kölner Bürgers Hermann Weinsberg (1518-1597), Liber Juventutis
  2. L. Ennen, Aus dem Gedenkbuch des Hermann von Weinsberg, in: J.H. Müller (Hg), Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte, III. Jahrgang, 1874
  3. Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/St._Maria_in_Jerusalem
  4. Vogts/Witte: Die Ratskapelle. In: Paul Clemen(Hg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Bd. 7, IV. Abt.:Die profanen Denkmäler der Stadt Köln, Düsseldorf 1930, S. 263-274
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