Die Weinschule: Unterschied zwischen den Versionen
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Die im Folgenden aufgeführten Angaben über des Personal des Weinschulengerichts sind dem "Niederrheinisch-Westfälischen Kreiskalender" entnommen, dessen Ausgaben von 1759 bis 1794 digital verfügbar sind und in dem Richter, Gerichtsschreiber und Prokuratoren des Weinschulengerichts sowie ab 1779 auch Weinröder und Wein-Unterverkäufer namentlich aufgelistet sind. | |||
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Version vom 11. Juli 2023, 10:18 Uhr
Die Weinschule war im Mittelalter zusammen mit den Rheinmeistern die oberste Aufsichtsbehörde über den Weinhandel und den Weinausschank. Das Gebäude der Weinschule befand sich in der Rheingasse im Haus Nr. 12.
In der Stadt Köln, die im Mittelalter den zentralen Knotenpunkt des westeuropäischen Weinhandels darstellte, war dieser Handel bereits frühzeitig in allen verwaltungstechnischen und juristischen Belangen straff organisiert. Die obersten Kontrollorgane dieser Organisation waren die Rheinmeister und ab 1378 die Weinschule.
Rheinmeister
Die vier Rheinmeister waren Ratsbeamte, wurden also vom Rat der Stadt Köln eingesetzt und hatten ein vielfältiges Spektrum an Aufgaben. Ihre Hauptfunktion bestand aus der Aufsicht über die Einhaltung des Kölner Stapelrechts und der Schlichtung von Streitigkeiten beim Warenverkehr auf dem Rhein. Sie kontrollierten den Weinhandel an und auf dem Rhein und bildeten die sogenannte Rheinpolizei. Auch die Kontrolle der klösterlichen Weinanbaugebiete oblag den Rheinmeistern.
Dem Stapelrecht unterlagen unter anderem die gefüllten Weinfässer und auch die Weinbergpfähle (Ramholz oder auch Ramen).
Weinschule
Die Weinschule bestand aus acht Ratsmitgliedern und hielt drei mal wöchentlich Sitzungen ab, in denen unter anderem Rechtsfragen auf dem Gebiete des Weinhandels entschieden wurden. Diese Mitglieder der Weinschule unterstützten die Rheinmeister bei ihren Aufgaben. Sie mussten selbst vorher das Amt eines Rheinmeisters bekleidet haben.
Die Einberufung der Weinschule als Versammlung wurde durch die Rheinmeister vorgenommen. Um die Unabhängigkeit dieser Kommission zu wahren, war allen Beteiligten untersagt, selbst städtischen Weinhandel zu betreiben.
Die Weinschule war gleichzeitig auch eine Gerichtsbehörde, an der juristische Fragen des Kölner Weinhandels entschieden wurden. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts hatte die Weinschule auch das Recht, Zeugnisse zur Erlangung des Kölner Bürgerrechts zu erteilen. Voraussetzung zur Erlangung des Bürgerrechts war eine Eintragung in das zentrale Buch der Weinschule. Die den Rheinmeistern und gewählten Ratsmitgliedern der Weinschule untergebenen Beamten waren vereidigte Schreiber und Boten. Sie hatten auf die Einhaltung aller Regeln im Weinhandel zu achten und gegebenenfalls Anzeige zu erstatten.
Sowohl der Großhandel auf dem Weinmarkt als auch der Anbau und Vertrieb kleinerer Mengen von Wein innerhalb der Stadt ("Weinzapf") wurden von den Rheinmeistern und der Weinschule organisiert und kontrolliert. Nur Personen, die das Kölner Bürgerrecht besaßen, hatten damit auch das Recht auf den Weinzapf. Für die mit dem Weinzapf verbundenen Steuereinnahmen war wiederum die Behörde der Weinschule zuständig.
In beiden Zweigen des Kölner Weinhandels gab es verschiedene höher gestellte und einfache Berufe. Höhere Beamte des stadtübergreifenden Weinmarktes waren vornehmlich "Unterkäufer" und "Visierer", zu den niederen Beamten gehörten "Kranenmeister" und "Weinschröder". Der innerstädtische Weinhandel und das Zapfgewerbe beschäftigten "Kistensitzer", "Weinzapfer", "Weinschenke" und "Weinrufer".
Personal des Weinschulengerichts
Die im Folgenden aufgeführten Angaben über des Personal des Weinschulengerichts sind dem "Niederrheinisch-Westfälischen Kreiskalender" entnommen, dessen Ausgaben von 1759 bis 1794 digital verfügbar sind und in dem Richter, Gerichtsschreiber und Prokuratoren des Weinschulengerichts sowie ab 1779 auch Weinröder und Wein-Unterverkäufer namentlich aufgelistet sind.
Richter
Name | Vorname(n) | Titel (*) | von | bis |
von Herwegh | Eberhard Josef Melchior | 1759 | 1771 | |
von Stattlohn | Heinrich Leonard Josef | J.U.L. | 1759 | 1771 |
Merrhem | Johann Engelbert | 1759 | 1766 | |
von Schneid | Philipp Wilhelm Andreas Josef | 1759 | 1762 | |
von Mylius | Balthasar Josef | 1759 | ||
von Gall | Johann Josef Kaspar | 1760 | 1778 | |
von Stattlohn | Johann Arnold Theodor | 1760 | 1766 | |
von Eschenbrender | Johann Arnold Kaspar | 1760 | 1763 | |
von Krufft | Peter Josef | 1761 | 1773 | |
Tils | Johann Jakob | 1761 | 1763 | |
von Heck | Abraham | 1761 | ||
Bianco | Heinrich Martin | 1764 | 1767 | |
von Dulman | Franz Arnold | 1764 | ||
Wilms | Peter | 1766 | 1772 | |
Stamberg | Gerhard | 1767 | 1779 | |
Thour | Johann Wilhelm | 1767 | ||
Schnickel | Johann Heinrich | 1768 | 1775 | |
von Doetsch | Johann Nikolaus | 1768 | 1769 | |
von Bonn | Wilhelm Anton | 1770 | 1782 | |
von Hilgers | Franz Jakob | 1772 | 1785 | |
von Wittgenstein | Melchior Ditmar | 1772 | ||
Gillis (Gilles) | Peter Josef | 1773 | 1776 | |
Bourel(l) | Theodor Winand | 1774 | 1786 | |
Husecus | Johann Cornelius Severin | 1774 | 1786 | |
Bianco | Josef Anton | 1774 | 1780 | |
Hamm | Kaspar Wilhelm | 1774 | 1777 | |
von Beywegh | Johann Friedrich Franz | 1774 | 1777 | |
von Heinsberg | Johann Wilhelm Xavier | 1775 | 1778 | |
Moers | Friedrich | 1776 | 1779 | |
Schieffer | Franz Stefan | 1777 | 1786 | |
von Mylius | Hermann Josef | 1778 | 1786 | |
Rödder | Franz Heinrich | 1779 | 1785 | |
Husecus | Philip Jakob | J.U.L. | 1782 | 1788 |
Schulgen | Adam Josef | 1783 | 1786 | |
Mültgen | Johann Bernhard | 1783 | ||
Dumont | Heinrich Josef | 1784 | 1787 | |
Bianco | Wilhelm Anton | 1785 | ||
Wecus | Wilhelm Josef | 1786 | ||
Wilms | Kaspar Wilhelm | 1787 | 1788 | |
Bauduin | Stefan Bernhard | 1787 | ||
Molinari | Michael | 1787 | ||
Tils | Johann Theodor | 1787 | ||
Bodenstaff | Johann Dominik | 1788 |
(*) Abkürzung J.U.L. = juris utriusque licentiatus = Lizenziat beider Rechte (weltlich, kirchlich)
Gerichtsschreiber
Name | Vorname(n) | von | bis |
Eschweiler | Johann Heinrich | 1759 | 1762 |
Daumen | Engelbert Hieronymus | 1763 | 1772 |
Felten | Friedrich | 1777 | 1794 |
Prokuratoren
Name | Vorname(n) | von | bis |
Nuss | Johann Peter | 1759 | 1765 |
Esser | Bernhard Philipp | 1759 | 1771 |
Haecker | Cosmas | 1759 | 1778 |
Lanotte | Franz | 1764 | 1771 |
Werner | Kaspar Josef | 1766 | 1794 |
Moers | Karl Josef | 1772 | 1794 |
Eichof | Peter Josef | 1779 | 1784 |
Müller | Johann Wilhelm | 1779 | 1787 |
Riphahn | Johann Christian | 1785 | 1787 |
Bebber | Johann Georg | 1788 | 1794 |
Meyer | (N.) | 1788 | 1794 |
Block | (N.) | 1790 | 1794 |
Broichhausen | (N) | 1791 | 1794 |
Weinröder
Name | Vorname(n) | von | bis |
Etzweiler | Johann Wilhelm | 1779 | 1789 |
Merl(en) | Friedrich | 1779 | 1791 |
Heinen | Stefan | 1779 | 1793 |
Etzweiler | Johann Jakob | 1779 | 1794 |
Greven | Franz Josef | 1779 | 1794 |
Kramer | Gerhard | 1779 | 1794 |
Kramer | Heinrich | 1779 | 1794 |
Meyer | Bartholomäus | 1790 | 1794 |
Peters | (N.) | 1794 | 1794 |
Wein-Unterkäufer
Name | Vorname(n) | von | bis |
Wolff | Matthias | 1779 | 1790 |
Schlebusch | Peter | 1779 | 1792 |
Bracht | Johann Wilhelm | 1791 | 1794 |
Weinhändler im Jahr 1884
Es gibt ein Adressbuch sämtlicher Weinhändler Europas aus dem Jahr 1884. Daraus sind die Kölner Weinhändler aufgelistet: Kölner Weinhändler 1884
Weblinks
- Artikel Historischer Weinanbau und Weinhandel in Köln. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
- Artikel Der Kölner Stapel in: Portal Rheinische Geschichte (LVR)
- Aufsatz Handel und Vertrieb rheinischer und elsässischer Weine über Köln im Spätmittelalter, Klaus Militzer, in: regionalgeschichte.net
Kreuterkarte
Die Weinschule ist zu finden in der Kreuterkarte K 337-74 - Rheingasse
Topographische_Sammlung_von_Franz_Kreuter/Kreuterkarten
Schreinsbezirk
I S. Martin - Bezeichnung auf der Keussen-Karte: "Gebürhaus (Weinschule)"
Literatur
- Köln, die Zentrale des westeuropäischen Weinhandels, in: Der Weinhandel im Gebiete der Hanse im Mittelalter, Hans Hartmeyer, Jena, 1905, Kap. IV.1
- Walter, Ferdinand: Das alte Erzstift und die Reichsstadt Cöln, ihre geistliche und weltliche Verfassung und ihr Recht, Abschnitt 199, Nr 7 - Das Weinschulengericht, S. 329 und Abschnitt 216 - Der Weinhandel, S. 351-352
- Joachim Deeters, Wie wird man Kölner Bürger? Das Kölner Bürgerrecht nach der Ordnung von 1615/1617, in: Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 2, Spätes Mittelalter und frühe Neuzeit (1396-1794), S. 203-211, J.P. Bachem Verlag, Köln, 1996