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Tabakindustrie in Köln: Unterschied zwischen den Versionen

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In einem Ratsprotokoll von 1674 wird berichtet, dass sich Hamelius Meinertzhagen und Peter Moersch an den Rat wandten und um Vergünstigungen baten, um das "Tabakspinnen" in Köln einzuführen. Die Zeit der Verarbeitung der in Köln und im Umland angebauten Tabakspflanzen mit Genehmigung des Rats sollte damit beginnen.  
In einem Ratsprotokoll von 1674 wird berichtet, dass sich Hamelius Meinertzhagen und Peter Moersch an den Rat wandten und um Vergünstigungen baten, um das "Tabakspinnen" in Köln einzuführen. Die Zeit der Verarbeitung der in Köln und im Umland angebauten Tabakspflanzen mit Genehmigung des Rats sollte damit beginnen.  


Das Kölner Stapelrecht in Verbindung mit der günstigen Lage Kölns führten weiterhin zu einer steigenden Zahl von Tabakhändlern, um dem wachsenden Bedarf nachzukommen. Neben dem selbst angebauten Tabak wurde auch amerikanischer und holländischer, vor allem aber Pfälzer Tabak gehandelt. Die Kaufleute handelten jedoch nicht nur mit Tabak, sondern betrieben daneben meist noch andere Handelsarten ("Vin, tabac et autres liquides" in der Franzosenzeit).  
Das Kölner [[Stapelrecht]] in Verbindung mit der günstigen Lage Kölns führten weiterhin zu einer steigenden Zahl von Tabakhändlern, um dem wachsenden Bedarf nachzukommen. Neben dem selbst angebauten Tabak wurde auch amerikanischer und holländischer, vor allem aber Pfälzer Tabak gehandelt. Die Kaufleute handelten jedoch nicht nur mit Tabak, sondern betrieben daneben meist noch andere Handelsarten ("Vin, tabac et autres liquides" in der Franzosenzeit).  


1717 findet sich in Dokumenten eine erste Werkstatt für Schnupftabak. Vor allem französischsprechende Händler waren es, die nach Köln einwanderten und hier die Tabakindustrie mit diesem Produkt erweiterten. Einer der ersten war DuMont, dann Mouligner und Foveaux. Letzterer kam aus Lille. Aus einem Brief von Mouligner kennt man seine Firma: "M. Mouligner, marchand de Tabac en poudre tres rénommé demeurant présentement sur la [[Steinweg]] au bateau d'or. Cologne".
1717 findet sich in Dokumenten eine erste Werkstatt für Schnupftabak. Vor allem französischsprechende Händler waren es, die nach Köln einwanderten und hier die Tabakindustrie mit diesem Produkt erweiterten. Einer der ersten war DuMont, dann Mouligner und Foveaux. Letzterer kam aus Lille. Aus einem Brief von Mouligner kennt man seine Firma: "M. Mouligner, marchand de Tabac en poudre tres rénommé demeurant présentement sur la [[Steinweg]] au bateau d'or. Cologne".

Version vom 18. April 2020, 16:11 Uhr

Tabakpflanze

Es war ein Franziskaner aus Aachen, der im Jahre 1587 seinen Ordensoberen in Köln berichtet: Die soldatt außen spanischen lant stoltzyren allhiero umher und fressen feuer zambt deme rauch und daß domb folk obwundert sich schier.

Auch wenn das domb folk sich wunderte, bald war das Rauchen Allgemeingut.

Der Dreißigjährige Krieg machte das Rauchvergnügen der Soldaten zum Vorbild aller Stände. Alle Polemik und Verbote blieben jedoch fruchtlos, die Obrigkeit reagierte darüber mit Besteuerung von Tabak und Pfeifen. Spätestens 1750 hatte sich der Tabak als Konsumartikel für breite Kreise der Gesellschaft durchgesetzt. Besonders beliebt war der Tabak im bäuerlichen Stand, weil Tabak eine relativ einfach anzubauende Pflanze war, die in unterschiedlichen Klimazonen gedieh und gut für die bäuerliche Selbstversorgung geeignet war.

Stammhaus Firma Foveaux in der Bolzengasse 2

Tabak als Heilmittel

Der rasche Einzug des Tabaks lag wohl auch in der Auffassung führender Mediziner vom Tabak als wirksames Heilmittel. Man glaubt z.b. dass der heiße und trockene Tabakrauch überflüssigen Schleim im Blutkreislauf auszutrocknen vermochte. Eine Stärkung des Herzens sollte dadurch erfolgen. So empfahl man sogar den täglichen Gebrauch für jedes Alter und Geschlecht. Sogar die europäische Schulmedizin befördert den Tabakkonsum maßgeblich.

Die Formen des Tabakkonsums

Ursprünglich rauchte man den Tabak in aus Tabakblättern gedrehte Zigarren und in Pfeifen. Er wurde geschnupft, gekaut und teilweise auch als Saft getrunken. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam das Tabakschnupfen stark in Mode. Bis 1877 hatten sich aber im Deutschen Reich die Rauchtabake (Zigarren- und Pfeifentabake) mit 89 % Marktanteil durchgesetzt.

Das Tabakrauchen in der Pfeife war lange Zeit das Merkmal der Arbeiter, der Bauern und der städtischen Unterschicht. Für die Oberschicht begann zunehmend die Zigarre an Bedeutung im Anfang des 19. Jahrhunderts.

Mitte des 19. Jahrhunderts stieß die Zigarette aus dem lateinamerikanischen und spanischen Raum in den deutschsprachigen Raum vor. Für die Unterschicht war sie zu teuer - sie wurde zunächst als Produkt für die Stadt und die städtische Oberschicht gefertigt. Dies änderte sich dann Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Beginn der maschinellen Zigaretten-Hochleistungsproduktion.

Firma Foveaux - Rechnungskopf
Tabaksverpackung Firma Laforest um 1750
Tabaksverpackung Joh. Jos. Breuer um 1800
Tabaksverpackung Dumont um 1810
Joseph Feinhals Junior
Geschäftshaus Feinhals Hohe Straße 63
Kriegstabak, Tabakersatz Firma Voss & Co. 1917
Zigarettenpackung Haus Neuerburg 1979

Entwicklungen in Köln

In Köln ist zwar der Tabak auch in der Zeit des 30jährigen Krieges bekannt geworden, ein ausgedehnterer Genuss ist jedoch erst in den 20er Jahren des 17. Jahrhunderts nachzuweisen. Das erste geschichtliche Datum für den Gebrauch von Tabak in Köln ist ein Ratsprotokoll von 1628. In ihm wird eine Akzise auf die eingeführten Tonpfeifen festgesetzt. Vielleicht erkannte hier der Rat bereits ein lohnendes Geschäft durch Abgaben und eventuell wollte er auch das schon entstehende Geschäft des eigenen Pfeifenbäckergewerbes schützen.

Die ersten Händler mit Tabak, allgemein "Tabackskremer" genannt, sind Fremde gewesen. Dazu kamen bald auch die ersten heimischen Kaufleute.

Der Kaufmann, der nachweislich als erster in Köln mit Tabak handelte , war dem Namen nach wohl ein Spanier, Tossanus Hariga de Gratia. Er betrieb seinen Handel in der Radergasse und starb am 9. November 1630.

1638 finden sich in einem Ratsprotokoll bereits folgende Tabakkrämer: Wilhelm Colmar, Johann de Porter, Raskin Gefahren, Laurentz Reinhard, Georgius Treherrn und Jacobus Men. 1641 finden wir den "tabacks.Cremer" Peter Burz mit seinem Handel im Haus "Valcken an der Kotzgasse neben dem golden Schifgen".

Da die meisten Kaufleute aus Holland, Flandern und vom Niederrhein nach Köln einwanderten, mussten sie, um hier Handel zu betreiben, das große Bürgerrecht erwerben. So können diese Aufzeichnungen in den Bürgeraufnahmebüchern gefunden werden. Die Erwerbung der Bürgerschaft verlangt die Zahlung der für die damalige Zeit beträchtliche Summe von 85 Gulden, 20 alb.

Der erste Tabakhändler im Bürgeraufnahmebuch von 1644 ist Laurentz Reinhard, der auch schon 1638 erwähnt wurde. Die nächste Aufnahme ist der Händler Wilhelm Servas vom 9. März 1644.

Im Jahre 1648 betrieb ein Kölner Kaufmann namens Grimp schon einen Handel mit Tabak unter den Soldaten.

Der Handel mit Tabak muss sich gut entwickelt haben - im Jahr 1653 wurden bereits 19 Tabakhändler aufgelistet.

In einem Ratsprotokoll von 1674 wird berichtet, dass sich Hamelius Meinertzhagen und Peter Moersch an den Rat wandten und um Vergünstigungen baten, um das "Tabakspinnen" in Köln einzuführen. Die Zeit der Verarbeitung der in Köln und im Umland angebauten Tabakspflanzen mit Genehmigung des Rats sollte damit beginnen.

Das Kölner Stapelrecht in Verbindung mit der günstigen Lage Kölns führten weiterhin zu einer steigenden Zahl von Tabakhändlern, um dem wachsenden Bedarf nachzukommen. Neben dem selbst angebauten Tabak wurde auch amerikanischer und holländischer, vor allem aber Pfälzer Tabak gehandelt. Die Kaufleute handelten jedoch nicht nur mit Tabak, sondern betrieben daneben meist noch andere Handelsarten ("Vin, tabac et autres liquides" in der Franzosenzeit).

1717 findet sich in Dokumenten eine erste Werkstatt für Schnupftabak. Vor allem französischsprechende Händler waren es, die nach Köln einwanderten und hier die Tabakindustrie mit diesem Produkt erweiterten. Einer der ersten war DuMont, dann Mouligner und Foveaux. Letzterer kam aus Lille. Aus einem Brief von Mouligner kennt man seine Firma: "M. Mouligner, marchand de Tabac en poudre tres rénommé demeurant présentement sur la Steinweg au bateau d'or. Cologne".

Eine erste Tabakmühle zur Herstellung von Schnupftabak errichtete Foveaux in einem Haus "zum Krull" im Filzengraben, das er am 24. Februar 1764 dem Kloster Lucia abkaufte. 1766 wurde er von einem Studenten ohne jede Veranlassung erstochen. Seine Witwe setzte aber das begonnene Projekt tatkräftig fort.

Die bedeutendsten Händler in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts waren Joh. Heinrich Hamich, Heinrich Wilhelm Lyversberg, Wynand Schmitz und Goswin Reinhardt. Diese standen auf einer Bittschrift der Tabakkaufleute an den Rat.

In dieser Zeit entwickelte sich auch eine eigenartige Form des Handels mit Tabak, die von Kölner Händlern betrieben wurde. Vor allem kleinere Händler beluden einen Karren mit Tabak und zogen ins Land hinein und verkauften den Tabak an jeden, der Bedarf hatte. Diese Züge gingen oft bis weit ins Land und auch tief nach Westfalen hinein.

Bis zur Franzosenzeit hatten DuMont und Foveaux die Führung in der Kölner Tabakindustrie. Bei der Vermögensaufnahme durch die Franzosen gehörte Foveaux zu den reichsten Bürgern der Stadt. Das gleiche gilt auch für die Firma DuMont. Heinrich Joseph DuMont kam aus Soumagne bei Lüttich. Er erwarb am 6. Juli 1740 die große Bürgerschaft in Köln. Die Fabrikation wurde im Hause "Spiegel zum Desenberg" betrieben. Dieses Haus lag in der Höhle und trägt später die Nummer 34/36.

In den 1770er Jahren entstand in Köln auch die Fabrik von Johann Breuer, die später unter dem Namen Ludwigs-Breuer bestand. Johann Breuers Fabrik stand im Haus "unter der alten Ehrenpforte". Hier blieben auch die Nachfolger, bis im Jahre 1838 das alte Ehrentor wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste.

Die drei großen Kölner Fabriken H.J. DuMont, Franz Foveaux und Johann Breuer sind bis nach 1900 bestehen geblieben. Ihre Fabrikate genossen einen guten Ruf. Es sind die einzigen Unternehmungen der Branche, die alle wirtschaftlichen Schwankungen bis zu dieser Zeit überdauert haben.

Neben der erfolgreichen Verarbeitung und Vermarktung von Zigarren begannen vor allem die alteingesessenen Firmen Dumont und Foveaux auf masdchinelle Verarbeitung umzustellen. Erfolgreicher Produzent für solche Maschinen ist zu dieser Zeit die Firma Quester, die die Tabakindustrie weit über Köln hinaus mit Schneidemaschinen, Fördereinrichtungen, Röstanlagen, Siebmaschinen etc. und schließlich Verpackungsmaschinen versorgt.

Mit diesem Siegeszug der Technik beginnt die 1908 neu gegründete Firma Haus Neuerburg 1918 mit dem Aufbau einer neuen Verkaufsabteilung für Zigaretten. Am Gülichplatz, fast gegenüber dem Rathaus, entsteht 1923-29 das Haus Neuerburg. In Backstein, dem Modematerial der Zeit, werden die Formen alter Kölner Patrizierhäuser aufgegriffen. Der erfolgreiche Zigarettenname "Overstolz" greift ebenso tief in Kölner Vergangenheit zurück, zitiert das stolzeste der Patriziergeschlechter des hohen Mittelalters. Neben Dresden und Berlin entstand damit in Köln ein drittes Zentrum der deutschen Zigarettenindustrie.

Nach dem Aufbau einiger Zweigniederlassungen und Tabakspeicher und Tabakfaktireien entwickelte sich Haus Neuerburg in wenigen Jahren hinter dem Marktführer Reemtsma Cigarettenfabriken zum größten deutschen Industrieunternehmen der Zigarettenindustrie.

Reemtsma entwickelte zwischen 1934 und 1944 mit politischen Machenschaften mit Hermann Göring seine absolute Marktvormachtstellung immer weiter aus. Mit dem Haus Neuerburg traf man in einem Poolvertrag Marktabsprachen und Preisabsprachen, der schließlich 1935 in einer Fusion in die Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH aufging. Diese Fusion wurde durch die Allierten 1948 entflechtet. 1950 begann eine Neugründung im Haus Neuerburg durch die Söhne von Heinrich II Neuerburg. Im September 1958 übernahm Reemtsma mit einer Minderheitsbeteiligung von Haus Neuerburg wieder die Geschäfte. Weitere Anteilsanteile gingen 1960 an die J. R. Reynolds Tobacco Company, bis schließlich im immer stärkeren Wettbewerb 1999 eine Übernahme des Konzerns durch die Japan Tobacco International (JTI) zu Stande kam.

Literatur

Werner Schäfke: Blauer Dunst - Vier Jahrhunderte Tabak in Köln, Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum 1984

August Boerner: Kölner Tabakhandel und Tabakgewerbe. 1628 - 1910. ( Veröffentlichungen des Archivs für Rheinisch- Westfälische Wirtschaftsgeschichte, Band 2, 1912)

Weblinks

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