Augustiner-Bruderhaus St. Michael am Weidenbach
St. Michael am Weidenbach war ein Kloster von Augustiner-Fraterherren, deren Ordensgemeinschaft auch "Brüder vom gemeinsamen Leben" genannt wurde, in der heutigen Straße Am Weidenbach im Stadtteil Altstadt-Süd.
Kloster Weidenbach - Lageplan OpenStreetMap |
Eckdaten zum Fraterhaus St. Michael am Weidenbach
Patrozinium | St. Michael |
Orden/Stift | Fraterherren (Brüder vom gemeinsamen Leben) |
Gründung | 1417 |
Aufhebung | 1793 |
Geschichte
Das Haus der Brüder vom gemeinsamen Leben wurde von Heinrich von Ahaus gegründet. Diese Brüderschaft war eine am Ende des 14. Jahrhunderts in Deventer entstandene religiöse Gruppe, deren Mitglieder keine Mönchsgelübde ablegten, sich aber in kleinen klosterähnlichen Gemeinschaften, sogenannten Brüder- oder Fraterhäusern, zusammenschlossen.
Am 7. August 1402 belehnte der Abt Hermann von St. Pantaleon sechs Priester („eyrsame geistliche Lude") mit dem Hof zu Weidenbach. Das Bruderhaus erhielt im Gründungsjahr 1417 von Erzbischof Dietrich II. von Moers die Aufgabe, „in dem Hause Weidenbach in der Pfarrei St. Mauritius in Freiwilligkeit Gott zu dienen, der Wissenschaft obzuliegen und ihren Unterhalt nach Möglichkeit in gemeinsamer Arbeit zu erwerben". Als größte ihrer Aufgaben sahen die Brüder das religiöse Wirken, die innere Erneuerung und Vertiefung des christlichen Lebens an. Haupttätigkeit und Haupterwerb der Fratres war das Bücherschreiben und die Verbreitung liturgischer Schriften.
Mit dem Hof zu Weidenbach wurden in den Jahren 1423 und 1425 jeweils ein Priester belehnt. Am 7. Oktober 1432 erfolgte die päpstliche Erlaubnis zur Errichtung einer Hauskapelle, womit sich im folgenden Jahre auch der Pfarrer von St. Mauritius einverstanden erklärte. Diese Kapelle und ein Betsaal mit drei Altären wurden am 25. Juli 1434 geweiht.1440 wurde das städtische Gelände zwischen "der Bach" - später "Weidenbach" oder "Duffesbach" - und dem Fraterhaus den Priestern und Brüdern überlassen. Der Zugang von der Bachstraße zum Klostervorhof - genannt „Paradies" - verlief über eine Brücke.
Im Jahre 1475 besuchte Kaiser Friedrich III. das Bruderhaus mit seinen Werkstätten. In Anerkennung ihres Lebenswandels ernannte er die Fraterherren zu "Vikaren und Kaplänen des heiligen römischen Reiches" und nahm 1485 ihr Anwesen in seinen besonderen Schutz.
Eine 1479 erwähnte Kapelle an der Südseite der Kirche enthielt einen der Hl. Gertrud geweihten Altar. Spenden und Einnahmen aus dem Buchgewerbe ermöglichten es den Brüdern, ihr Gotteshaus 1490 zu erweitern und dieses wurde im folgenden Jahre zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit, der Mutter Gottes und des Hl. Michael neu geweiht. Im Jahre 1505 wurde den Fraterherren ein Krankenhaus gestiftet.
Buchschreiber, Buchmaler und Buchbinder
Die überlieferten Satzungen des Bruderhauses geben ein anschauliches Bild ihrer Regeln und ihrer wissenschaftlichen und technischen Arbeitseinteilung, insbesondere der Tätigkeit der Buchschreiber, Buchmaler und Buchbinder sowie der Büchereiverwaltung. Trotz des stärkeren Wettbewerbes des aufkommenden Buchdruckes setzten die "Brüder von der Feder" - auch Michaelsbrüder, Hieronymianer, Kogelherren genannt - die handschriftliche Herstellung liturgischer Bücher in ihren Werkstätten bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts fort. Ihre Tätigkeiten im Buchgewerbe riefen im Laufe des 16. Jahrhunderts Einsprüche und Klagen der städtischen Handwerker und Zünfte hervor. Es kam wiederholt zu Streitigkeiten zwischen den Brüdern und dem Rat, der versuchte, die gewerbliche Tätigkeit des Hauses, die Aufnahme neuer Mitglieder und die Eigenwirtschaft zu beschränken. Obwohl nach Gesuchen von Freunden des Hauses sowie des Abtes von Pantaleon die Beschlüsse des Rates gemildert wurden, reduzierten die Brüder ihre Tätigkeiten zuletzt doch soweit, dass ihre Werkstätten allmählich verödeten.
Beispiele für die Erzeugnisse der Fratres von St. Michael am Weidenbach
Ganze Bücher, hergestellt in St. Michael am Weidenbach, sind zu finden sich über diese Suche in der Digitalen Dombibliothek.
Niedergang im 17. und 18. Jahrhundert
Am Ende des 17. Jahrhunderts gaben die Brüder ihre Arbeiten als Buchschreiber auf und bezeichneten sich nur noch als "Kanoniker", die ihr priesterliches Amt ausübten. Im Jahre 1724 plante Erzbischof Josef Clemens, das Bruderhaus am Weidenbach, das damals außer dem Rektor nur neun Priester zählte, in ein Priesterseminar umzuwandeln. Jedoch gab die Kardinalskongregation die Einwilligung zur Aufhebung des Bruderhauses nicht. Gegen Mitte des 18. Jahrhunderts wird von einem "tiefen Niedergang" des Hauses Weidenbach berichtet: "[...] der Müßiggang, die Ausschweifungen und hievon sich erströmende böse Folgen [seien] so weit eingerissen", dass die Brüder zum Ärgernis der Öffentlichkeit geworden wären. "Die regellose Freiheit ware so weit getrieben, dass jeder willkührig auf schlechten Wirthsbänken [...] ganze Nächte hindurch herumb schwärmen konnte. Die edelste Stiftungs-Pfründen wurden verkauft und der geringe Überrest mit großem Schuldenlast beschweret [...]". Gegen die zunehmende Verschuldung der Kanonie schritt das erzbischöfliche Offizialat im Jahre 1756 vergeblich ein. Nach einer Visitation von 1768, welche die Ursache der Verarmung festzustellen suchte, wurden entsprechende Maßnahmen zur Besserung der wirtschaftlichen und persönlichen Zustände des Fraterhauses eingeleitet. Die schlecht unterhaltenen Gebäude wurden mit einem Aufwand von 20.000 Gulden wiederhergestellt. Im Jahre 1793 wurde die in Burg Lechenich eingerichtete Besserungsanstalt in das Bruderhaus verlegt.
Aufhebung
Die französische Verwaltung wandelte das Haus im Jahre 1798 zunächst in ein Kriminalgefängnis um, bis es 1801/02 durch Dekret Napoleons zur Kaserne für 300 Mann umgebaut wurde. Im Jahre 1815 wurde in dem ehemaligen Bruderhaus eine Infanteriekaserne für die preußische Garnison eingerichtet. 1827 wurde die Kaserne erweitert und die St. Michaelskirche bis auf einen Teil, der 1844 noch stand, abgebrochen[1].
Geistliches Personal
Name | geb.(*) | gest.(†) | Funktion | Zeit(raum) |
Johann Triermann | Fraterherr | 1623 - 1632 |
Quelle: Germania Sacra, Fraterherren St. Michael, Köln (Weidenbach)
Kreuterkarte
Das Kloster St. Michael am Weidenbach ist zu finden in der Kreuterkarte K 337-100 - Weidenbach
Topographische_Sammlung_von_Franz_Kreuter/Kreuterkarten
Schreinsbezirk
XII S. Mauritius - Weyerstraße - Bezeichnung auf der Keussen-Karte: "Kloster Weidenbach"
Historisches Archiv der Stadt Köln
Best. 269 Weidenbach - 1368 - 1806
Literatur
- F.E. Frhr. von Mering/L. Reischert: Die Bischöfe und Erzbischöfe von Köln nach ihrer Reihenfolge, nebst Geschichte des Ursprunges, des Fortganges und Verfalles der Kirchen und Klöster der Stadt Köln, mit besonderer Bezugnahme auf die Kirchen und Klöster der Erzdiözese.; Köln, 1844 - Band 2, S. 134-141: Die vormalige Canonie zur allerh. Dreifaltigkeit und zum heil. Erzengel Michael vulgo im Weidenbach
- Klemens Löffler: Das Fraterhaus Weidenbach in Köln. In: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, Band 102, 1918, S. 99–128
- Klemens Löffler: Das Gedächtnisbuch des Kölner Fraterhauses Weidenbach. In: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, Band 103, 1919, S. 1-47
Einzelnachweise
- ↑ Arntz/Neu/Vogts (Bearb.): Augustiner-Bruderhaus S. Michael. In: Paul Clemen/Hans Vogts/Fritz Witte (Hg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Bd. 7, III. Abt., Düsseldorf 1937, S. 155-159
Weblinks
- Wikipedia: Brüder vom gemeinsamen_Leben
- Wikipedia: Historischer Weinanbau und Weinhandel in Köln