Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Altes Köln. Durch die Nutzung von Altes Köln erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern. Weitere Informationen

Altes Köln

Hautboist

Aus Altes Köln
Wechseln zu:Navigation, Suche
Stadt-Hautboist um 1790

Im Januar 1695 beschloss der Rat der Stadt Köln die Aufstellung einer städtischen Musikkapelle. Diese sollte in erster Linie als Militärkapelle für das Regiment der Kölner Stadtsoldaten dienen. Zu jener Zeit war Köln als freie Reichstadt ein weitgehend unabhängiger Stadtstaat, der aber verpflichtet war, im Kriegsfall ein Militärkontingent zur Reichsarmee zu stellen. Das Ratsprotokoll vom 12. Januar 1695 vermerkt eine Anweisung an die Freitagsrentkammer, welche für die Bezahlung des städtischen Militärs zuständig war, entsprechende Soldzahlungen an die Musiker vorzunehmen. Wie alle Militärmusiker dieser Epoche wurden die Angehörigen der Musikkapelle als "Hautboist" (sprich: "Oboist") bezeichnet. Enstprechend traten die Musiker der "Stadt-Hautboisten-Kapelle" in der Uniform der Kölner Stadtsoldaten auf: roter Uniformrock mit weißen Aufschlägen und weißen Kniebundhosen, dazu ein schwarzer Dreispitz. Die Kapelle hatte eine Stärke von sechs Musikern. Die Besetzung bestand zunächst nur aus den Instrumenten Oboe und Fagott. Neben Militärmärschen war es üblich, dass die Regimentshautboisten auch sogenannte Suitensätze wie Entree oder Menuette spielen konnten. Daher wurden die Stadthautboisten nicht nur zur Militärmusik eingesetzt. Sie wurden ebenso zu Aufführungen herangezogen, die in speziellen Angelegenheiten des Rates oder der gesamten Stadt veranstaltet wurden. So spielten sie im Jahr 1697 zum "Dankfest wegen des Sieges in Ungarn und des geschlossenen Friedens" und ein Jahr später zur feierlichen Überführung der Reliquien des hl. Hermann-Josef in die Ratskapelle. Die Kirchenmusik zählte von Beginn an zu den zentralen Aufgaben der städtischen Musiker. Laut Ratsprotkoll vom 23. April 1698 ist "denen Hautboistenpfeifferen bey der in der Rhattscapellen angefangenen sambstagiger Devotion zur Vermehrung der Andacht mit ihren musicalischen Instrumentis allemahlen beyzuwohnen befohlen worden." In den ersten Jahren verfügte die Kapelle noch über keinen eigenen Kapellmeister. Die Unterweisung der Hautboisten geschah je nach Bedarf durch den Kapellmeister von St. Gereon oder den Domkapellmeister. Erst im August 1700 schuf der Stadtrat die Position eines "Ratskapellmeisters". Dieses Amt übernahm der im Jahr zuvor ernannte Domkapellmeister Carl Rosier nun zusätzlich. Carl Rosier stammte aus Lüttich und war vor seiner Anstellung in Köln als Musiker in der kurfürstlichen Hofkapelle in Bonn tätig gewesen und hatte einige Zeit als Komponist in den Niederlanden verbracht. Aufgrund seines Werdeganges war Rosier als Kapellmeister und Komponist eine überaus angesehene und geschätzte Persönlichkeit. Im Herbst 1703 zeigten die Hautboisten erstmals typische Verhaltenszüge eines Kölner Stadtsoldaten: Wegen unerlaubten Verlassens ihrer Truppe wurden alle Musiker inhaftiert und ihnen wurde der Sold entzogen. Das Ratsprotokoll vom 21. November 1703 vermerkte: "Dem Herrn  Major von Lüninghausen wird hiemit aufgegeben, die bey ihme stehende Stadt-Cölnische Hautboisten alsobald zu dimittieren und hiehin zu schicken...". Glücklicherweise wurde die Angelegenheit nach mehreren Eingaben gütlich geregelt: " Auf die ahn Seithen hiesiger Stadt Hautboisten vergeben und verlesene underthänigste gehorsambste Anzeige und Pitt, sind dieselbe aus bewegenden Ursachen des Arrest in Gnaden entlassen." Die Chronistin Ursel Niemöller berichtete: "Nach der Zahlliste für den Dezember 1705 hatte die Stadt Köln sechs Hautboisten, die zur ersten der drei stadtkölnischen Kompanien gehörten und monatlich zusammen 24 Reichsthaler Sold erhielten.  Sie nahmen eine Sonderstellung innerhalb des Regiments ein, was daraus hervorgeht, daß sie in der Gesamtzählung der Offiziere und Soldaten nicht einbegriffen wurden. Darüber hinaus verfügte jede Kompanie über drei Tambours, die erste Kompanie noch über einen Querpfeifer. Anzahl und Stellung der Hautboisten entsprach der allgemeinen militärmusikalischen Organisation Deutschlands nach 1700." Für die hohe musikalische Qualität der Kölner Stadt-Hautboisten unter Carl Rosiers Leitung spricht, dass im Jahr 1706 die Hautboisten Matthias Steckeler, Johann Weißkirchen und Heinrich Muntz an den sächsischen Hof nach Dresden berufen wurden. Ab dem Jahr 1722 wurden die Stadt-Hautboisten auch zur Ergänzung der nur aus Streichern bestehenden Domkapelle herangezogen, sofern dort zur Aufführung feierlicher Messen Bläser benötigt wurden. Darüber hinaus sind auch regelmäßige Einsätze zu den verschiedenen Kirmessen und Prozessionen der Kölner Innenstadt-Pfarreien belegt. Somit bildete die städtische Kapelle einen wesentlichen Faktor im öffentlichen Musikleben der Stadt Köln. Nach dem Tode Carl Rosiers wurde am 13. September 1726 Theodor Eltz zum neuen Dom- und Ratskapellmeister ernannt.[1]

  1. Auszug aus der Webseite der Stadtkapelle Köln https://www.stadtkapelle-koeln.de/tradition/1695-1893/