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Altes Köln

Sauberkeit und Hygiene im alten Köln

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Familienbad in der Badebütt

Die römische Badekultur

Karte Römische Eifelwasserleitung
Römische Eifelwasserleitung

In der Römerzeit wussten die Kölner die römische Badekultur sehr zu schätzen. Wer etwas auf sich hielt, hielt sich regelmäßig in den Thermen und Badehäusern auf. Das Wasser wurde zunächst aus Bächen im Vorgebirge und später zusätzlich aus weiteren Bächen aus der Eifel herangeführt.

Vier Bäche aus dem nordöstlichen Vorgebirgshang wurden in einer aus Gussmauerwerk gefertigten Kanalrinne bei Hermülheim gebündelt und von dort in das römische Köln geführt. Wegen Frostgefahr im Winter und auch bei spärlichem Wasser in den Bächen begann man im 2. Jahrhundert mit dem Bau einer weiteren Wasserleitung aus der Eifel. Die Leitung wurde überwiegend unterirdisch geführt. Erst kurz vor der Stadt bei Hermülheim trat die Leitung an die Oberfläche. Wasserhäuser mit speziellen Klärbecken sorgten zusätzlich für Sauberkeit. Über zwei Verteilungsbauwerke gelangte das Wasser in die Stadt. Nach Schätzungen gelangten so täglich etwa 24.000 cbm reinen Quellwassers zu den Verbrauchern.[1] Öffentliche Badeanlagen, die überwiegend kostenlos von jedermann genutzt werden konnten, gehörten zur Grundausstattung einer jeden römischen Stadt. Sie dienten nicht nur der Körperpflege, vielmehr waren sie auch Einrichtungen für Erziehung und Orte eines vielfältigen kulturellen Lebens. [2]

Wo soviel Wasser ankommt, muss zumindest ein Großteil die Stadt auch wieder verlassen. In Köln gibt es eindrucksvolle Zeugnisse des antiken Abwassersystems. Offenbar flossen in der Römerzeit solche Überlegungen zur Abwasserentsorgung bereits in die Stadtplanungen mit ein. Über offene Rinnen in der Stadtmitte findet sich auch ein ausgebautes Kanalnetz mit Hauptsammlern, die nach Osten gleich in den Rhein bzw. in die Häfen münden. Ein heute noch zugängliches Hauptsammlerstück ist 9m unter der heutigen Budengasse und ist beachtliche 150 m lang. Es gilt als besterhaltenes Zeugnis römischer Kanalisation in Westeuropa. Im Lichten 1,20 m breit mit einer Scheitelhöhe von 2,50 m im Tonnengewölbe. [3]

Die Mikwe in Köln

Schnittzeichnung der Kölner Mikwe

Mikwen sind keine öffentlichen Bäder, sie sind rituelle Tauchbäder in einer jüdischen Gemeinde und dienen weniger der hygienischen Sauberkeit, sondern vielmehr dem Erlangen der rituellen Reinheit. Die bauliche Ausführung und ihre Nutzung ist durch traditionelle Bestimmungen eindeutig fixiert. Das Wasser muss besonderen Anforderungen genügen. Es muss "lebendiges" Wasser, also Wasser natürlichen Ursprungs sein damit es die Unreinheit symbolisch abwäscht. In Mikwen nutzt man daher Quell-, Grund- oder gesammeltes Regenwasser.

Die Kölner Mikwe entstand bereits vor dem Jahr 780 im Jerusalemsgäßchen, im Zentrum des damaligen jüdischen Viertels. Es wurde eine Grundwasser-Mikwe gebaut mit einem rechteckigen Brunnenschaft und 17m Tiefe.

Die Juden wurden 1424 aus Köln vertrieben, die Mikwe geriet in Vergessenheit, blieb aber wie durch ein Wunder in wesentlichen Bestandteilen erhalten und wurde nach dem 2. Weltkrieg wieder ausgegraben, archäologisch untersucht und am Rand des Rathausvorplatzes restauriert. 1989 ist die Anlage mit einer kleinen Stahl-Glaspyramide über dem Brunnenschacht einsehbar.

Im Jahr 2010 begannen neue Ausgrabungen im jüdischen Viertel als Auftakt einer zu errichtenden Jüdischen Zone Miqua = Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln.[4]

Vom Badezuber zu den Badehäusern

Familienbad in der Badebütt
Brunnen am Altermarkt
Brunnenausgrabung am Rathausplatz
Brausebad-Ticket.jpg

Auch im Mittelalter pflegte man die Körperreinigung. Das gemeine Volk benutzte die sonntägliche Badezuber - eine hölzerne Wanne, die natürlich in der Küche stand, weil dort dann auch gleich Wasser auf dem Küchenherd heiß gemacht werden konnte.

Zur Wasserversorgung diente linksrheinisch der Duffesbach, rechtsrheinisch war es die Strunde. Hauptsächlich diente aber das Grundwasser zur Versorgung, zahlreiche Brunnen wurden angelegt, einige Zeugnisse sind dazu noch vorhanden. Fast zu jedem größeren Gebäude wurde ein Brunnen errichtet, oft auch gleich im Keller. Dort wo dies nicht möglich war, musste sich die Bevölkerung an den öffentlichen Brunnenanlagen mit Wasser versorgen.

Wer es sich leisten konnte, besuchte ein Badehaus.

Badeschiffe im Rhein

Badeschiff an der Pontonbrücke
Konstruktionsskizze zur Genehmigung eines Badeschiffes
Werbungsanzeige zur Eröffnung für ein Badeschiff, 11.Sept. 1823

In den heißen Sommermonaten zog es dann aber auch viele Einwohner in freie Gewässer. In Köln besuchte man das Rheinufer. Hier blieben dann aber natürlich die Körperteile bedeckt und es fehlte an einer gründlichen Reinigung. So entwickelten erste findige Unternehmer, sich an einer öffentlichen Badeanstalt zu versuchen. Der Clou dabei war nun, dass man eine Wanne in einem Schiff einbaute und darum auch gleich Kabinen als Umkleidekabinen einbaute. Ein erstes Badeschiff dieser Art wurde 1761 in Paris zu Wasser gebracht. In Köln gab es einen ersten Genehmigungsantrag im Jahr 1823 (siehe Skizze).

Am 11. September 1823 konnte man folgende Meldung im Kölnischen Anzeiger lesen:
Warme und kalte Rheinbäder
Das zu obigem Zwecke neu errichtete große Badeschiff wird heute eröffnet werden. Der Eingang zu demselben ist von der Rheinbrücke herab, und der Preis für jedes Bad zehn Silbergroschen.[5]
Der Unternehmer des Badeschiffs heißt C. Reimbold. Samstags ist sein Schiff beheizt, ein Abonnement mit 15 Billets, die auch weitergegeben werden dürfen, kostet vier Taler.

Die Badeschiffe wurden von den immerhin 60.000 Einwohnern gut angenommen. Im Kölner Stadtplan von 1914 sieht man fest verankerte Badeschiffe links und rechts des Rheins.

Badeschiffe 1914 im Rhein

Städtische Badeanstalten im 19. Jahrhundert

Preistafel 1915
Kaiser-Wilhelm-Bad 1914

Private Badezimmer waren um die Jahrhundertwende nicht die Regel. So musste sich die Stadtverwaltung darum kümmern, öffentliche Möglichkeiten für die Körperpflege zu ermöglichen. Auch aus ärztlicher wurde dies empfohlen.

Eine Übersicht zur Geschichte der Bäder in der Zeit von 1800-1945 findet sich in einer Akte im Historischen Archiv Köln (Best. 670):

  • Anfang 19. Jahrhundert ein erstes öffentliches Bad wird von einem Brandweinbrenner, der das dafür notwendige warme Wasser aus seinen Kühlfässern nutzte, betrieben
  • 1824: eine private Gesellschaft stationiert ein Badeschiff auf dem Rhein
  • 1825: in Köln existieren zwei Badeanstalten in der Weyerstraße 44 und in der St. Apernstraße 28
  • 1883 Mai 12: Gründung der AG Hohenstaufenbad mit einem Kapital von 600.000 Mark
  • 1885 Juli 1: Inbetriebnahme des Hohenstaufenbades, Hohenstaufenring 62
  • 1887 Oktober 10: Übernahme der AG Hohenstaufenbad durch die Stadt Köln
  • 1889 April 1: Nach Beendigung der Liquidation erfolgt die endgültige Betriebs- und Haushaltsführung durch die Stadt Köln
  • 1892 Mai 5: Eröffnung des Volksbades in der Achterstraße 46
  • 1902 April 2: Eröffnung der Badeanstalt in der Fleischmengergasse 15/17
  • 1909 Juni: Inbetriebnahme des Volksbades Köln-Vingst
  • 1910: Einrichtung eines Schwimmbades in einer ehemaligen Fabrikhalle, in der damaligen Hohenzollernstraße, das zunächst privat durch einen Herrn Berzdorf betrieben wurde. Es kam später in den Besitz der Ortskasse Mülheim, die es danach an den Pächter Grüssgen verkaufte. Das Genovevabad, wie es nach der Eingemeindung 1914 hieß, erhielt seit 1927 Zuschüsse und wurde wegen seiner schlechten Wirtschaftslage und wegen Verfalls seiner Anlage 1936 geschlossen
  • 1912 April 1: Inbetriebnahme des Neptunbades in Köln-Ehrenfeld, Neptunplatz 1
  • 1912 November 6: Eröffnung des Volksbades in Köln - Sülz, Zülpicher Straße 194
  • 1914 August 12: Eröffnung des Deutz- Kalker- Bades "Kaiser-Wilhelm-Bad", Deutz-Kalker-Straße 54
  • 1914/15: Badeanstalt Mühlheim, Schleiermacherstraße 1
  • 1914/15: Badeanstalt Mühlheim Braunauer Straße bzw. Alte Wipperfürther Straße 49/51
  • 1914/15: Badeanstalt im Krankenhaus Mühlheim, Bergisch- Gladbacher Straße 43
  • 1914/15: Volksbad Dellbrück, Andreasstraße 2
  • 1923 September 16: Köln - Müngersdorf
  • 1925 August 8: Eröffnung des städtischen Brausebades in der Hauptwerkstätte Merheim lrh., Simonskaul o. Nr. (jetzt Köln - Weidenpesch)
  • 1930 Januar 15: Schulbrausebad Nippes, Thurmstraße 7
  • 1930 Januar 30: Eröffnung der Badeanstalt Dellbrück, Urnenstraße 7
  • 1930 April 29: Volksbrausebad Köln-Zollstock, Vorgebirgsstraße 186


Die Direktoren der Kölner Bäderverwaltung:

  • Paul Schüler 1885 - 1892
  • Roman Kühnel 1893 - 1920
  • Peter Kamp 1920 - 1937
  • Heinrich Elsen(2) 1937 - 1940/41


Hohenstaufenbad

Anzeige zur Eröffnung 1912

1885 wurde in Köln das erste Hallenschwimmbad am Hohenstaufenring eröffnet.

Neptunbad

Das Neptunbad um 1915, Fritz Zapp, RBA_720035

1888 wurde Ehrenfeld eingemeindet. Die gestiegene Einwohnerzahl erforderte auch hier eine Badegelegenheit. Am 10. April 1912 öffnete das Neptunbad am heutigen Neptunplatz, ein im Jugendstil konzipierter Pracht- und Zweckbau zugleich. Ein Schwimmbad von 21 mal 9,50 Metern sowie 30 Wannenbädern, 25 Brausebädern, ein römisch-irisches Bad mit 20 Ruhebetten, Massageeinrichtungen und anderes mehr.

Im Juni 1912 stürzte die Betondecke ein und erschlug einen 16jährigen Schüler. Zwischen den Weltkriegen nur noch wenig genutzt, wurde es wegen ausbleibender Investitionen 1979 unter Denkmalschutz gestellt und 1994 schließlich stillgelegt. Als die wertvolle Innenausstattung alt genug war, um durch den historischen Wert auch für Investoren interessant zu werden, konnte das Neptunbad 2002 wieder eröffnet werden. Vielfältige Fitness- und Spa-Angebote stehen heute im Jugendstil-Ambiente zur Verfügung.

Schwimmbad "Rheinlust" Köln-Riehl

Bereits im Adressbuch 1909 wurde der Besitzer Hufendieck mit seinem Schwimmbad am Rhein erwähnt.
Neben einem geschützten und abgetrennten Bereich im Rhein gab es eine Liegewiese und Umkleidekabinen.

Nachdem er seine Badeanlage am Rhein aufgeben musste, baute er an der Boltensternstraße ein neues Bad "Rheinlust" auf. 1950 übernahm es die Stadt und erweiterte es um ein zweites Becken. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde es 1986 geschlossen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Eifelwasserleitung
  2. Lindemann, Bäder für Köln
  3. Arens, Das Wasser von Köln
  4. MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-273396 (Abgerufen: 19. Februar 2023)
  5. Kölnische Zeitung v. 11.9.1823 [1]