Altes Köln

St. Matthias

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Matthiaskirche Westansicht
Matthiaskirche Südseite

Erbaut 1902-1904 Architekt Theodor Kremer,

wiederaufgebaut 1949-1952 Architekt Dominikus Böhm.

Die Pfarrei ist heute zusammengefasst im Seelsorgebereich Am Südkreuz.

Aus dem Denkmalkatalog[1]

Nach Gründung der „Kölnischen Maschinenbau AG“ 1856 kamen zahlreiche Siedler nach Bayenthal, die von der Pfarre St. Maternus in Rodenkirchen betreut wurden. 1862 errichtete Dombaumeister Vinzenz Statz an der Ecke Goltstein- /Bonifazstraße eine Matthiaskapelle, deren Weihe 1863 stattfand. Seit 1896 bestand eine selbstständige Pfarrgemeinde. Als 1898 die Kapelle durch einen Wirbelsturm beschädigt wurde, entschloss man sich zu einem großen Neubau nach den Entwürfen von Theodor Kremer. Die neugotische Pfarrkirche St. Matthias wurde am 25. September 1904 geweiht. Im Jahr 1925 errichtete der Architekt Dohmen die neue Sakristei am Chor der Kirche. 1927 wurden die Windfänge vor die Seiteneingänge gebaut und 1928 die in Höhe des Turmobergeschosses gelegene Orgelbühne umgebaut und bis zur ersten Pfeilerstellung erweitert (Architekten Heinrich Renard und Josef van Geisten).

St. Matthias in Köln-Bayenthal war bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg eine für das Rheinland typische neugotische Pfarrkirche des ausgehenden 19. bzw. frühen 20. Jahrhunderts. Ihr Architekt Theodor Kremer (gest. 1927) hat zwischen 1887 und 1905 acht Pfarrkirchen in den Vororten von Köln errichtet. Den Empfehlungen des Generalvikariats des Erzbistums Köln entsprechend, knüpfte Kremer an die Bauweise gotischer Vorbilder an. Hervorzuheben ist, dass das Kirchengebäude nicht mehr isoliert errichtet, sondern mit seiner Umgebung zusammen geplant wird. Mit dem Neubau der Pfarrkirche wird der Mathiaskirchplatz als Gartenplatz konzipiert und 1904 vom städtischen Gartendirektor Fritz Encke gestaltet. Die Kirchenfassade liegt in der Blickachse von Straße und Platz Mathiaskirchplatz und ist als Bezugspunkt bereits von der Bonner Straße sichtbar. (Sichtachse zur Zeit durch Büsche beeinträchtigt).

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Pfarrkirche St. Matthias 1943 stark zerstört: die Gewölbe stürzten ein, die Pfeiler und Maßwerkfenster wurden beschädigt. Dominikus Böhm (1880-1955), der zur Pfarrgemeinde gehörte, wurde mit der Wiederherstellung beauftragt. Als Vertreter einer progressiven Architektur, der die historistische Bauweise des 19. Jahrhunderts ablehnte, plante er zunächst eine radikale Umgestaltung. Schließlich blieb der neugotische Kirchturm in seiner ursprünglichen Form bestehen. Dagegen wurden die Walmdächer der Seitenschiffjoche, die Giebel und Satteldächer des Querschiffs sowie der Dachreiter abgebrochen. An ihrer Stelle wurde ein Schleppdach im Anschluss an das Steildach des Hauptschiffs aufgebracht und auf diese Weise die vielgliedrige Dachlandschaft vereinheitlicht.

Weitere Baumaßnahmen ließ Böhm durchführen, um den Raumeindruck zu verändern. Die großen Fenster, deren Maßwerk weitgehend zerstört war, wurden im Chor ganz und in den Schiffen teilweise zugemauert. Stattdessen wurden in den Seitenschiffen rechteckige Ornamentfenster eingebaut. Im Querschiff entstanden zwei größere Fenster, die allerdings erst nach dem Tod des Architekten ihre Bleiverglasung erhielten. Die Raumkonzeption Böhms, welche die Lichtquellen in St. Matthias reduziert und Seitenlicht bevorzugt, steht in der Tradition seiner expressionistischen Bauten.

Im Bestreben, den historischen Kirchenraum neu zu formulieren, ließ Böhm auch Teile der neugotischen Bauornamentik von St. Matthias entfernen und verzichtete auf eine Wiederherstellung der Gewölbe. Im Chor blieben die Wanddienste und Kapitelle erhalten, in den Seitenschiffen hingegen ließ der Architekt die Dienste unterhalb der Kapitelle beseitigen. Im Mittelschiff wurden die Dienste, Kapitelle und Basen der neugotischen Freipfeiler abgeschlagen und diese anschließend mit Beton ummantelt, so dass schmucklose Rundpfeiler entstanden. Die neugotischen Gurt- und Jochbögen der Decke wurden belassen, die zerstörten Gewölbe jedoch nicht wiederhergestellt, sondern durch eine hölzerne Faltdecke ersetzt. (Ihre Farbfassung bei der Renovierung 1968 verändert). Durch die beim Wiederaufbau vorgenommenen Veränderungen suchte Böhm einen ‚zeitgemäßen‘ Sakralraum zu schaffen. Nach dem Urteil von Kardinal Frings, der die Kirche 1952 wieder in Gebrauch nahm, handelt es sich um „eine schöpferische Restaurierung“.

Die neugotische Pfarrkirche St. Matthias wurde 1902-04 errichtet, nachdem Bayenthal sich zu einem städtischen Vorort entwickelt hatte und 1888 nach Köln eingemeindet worden war. Der Pfarrkirche ist daher bedeutsam für die Geschichte des Stadtteils Köln-Bayenthal. Das Kirchengebäude wurde in Verbindung mit dem Gartenplatz geplant. Der Backsteinbau mit seinem hochaufragenden Turm, der einen weithin sichtbaren Bezugspunkt bildet, hat eine stadtteilprägende Funktion. In seiner wiederaufgebauten Form ist St. Matthias ein Beispiel für den Umgang eines damals progressiven Architekten mit der Bausubstanz des 19. Jahrhunderts, die in der Nachkriegsepoche als unzeitgemäß galt und auch als nicht-denkmalwert angesehen wurde. In der Summe der verschiedenen Aspekte ist die Pfarrkirche St. Matthias ein unverzichtbares Denkmal für den Stadtteil Köln-Bayenthal und als solches unbedingt zu erhalten.

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