Altes Köln

Das Armenhaus

Aus Altes Köln
Wechseln zu:Navigation, Suche
Städtisches Armenhaus mit Kapelle, Lageplan nach L. Arntz

Das gegen Ende des 17. Jahrhunderts eingerichtete Städtische Armenhaus befand sich am Holzmarkt im Stadtteil Altstadt-Süd. Das Anwesen besaß eine Hospitalskapelle.

Städtisches Armenhaus - Lageplan OpenStreetMap

Geschichte

Um 1528 vereinigte der Bürgermeister Arnold (Arndt) von Siegen der Ältere mehrere Häuser am Holzmarkt um den Siegen'schen Hof mit den Häusern Nr. 49 bis 57 zu verbinden. Zur Errichtung des ersten Städtischen Armenhauses wurde dieses Gelände im Jahre 1697 erworben und darin mit Genehmigung des Rates eine Textilfabrik (Bombasinfabrik) eingerichtet. Zur Trennung von Frauen und Männern wurde 1698 zusätzlich noch ein Nebenhaus erworben. Wesentlich gefördert wurde das gemeinnützige Unternehmen durch zahlreiche Stiftungen und Schenkungen, darunter vornehmlich die Stiftung der Familie Hilgers.

Dem Haupthaus wurden in den Jahren 1704 bis 1725 sechzehn Zinshäuser in der Kleinen Witschgasse angegliedert. Das Hauptgebäude, das um einen geräumigen Lichthof von etwa 200 qm angelegt war, schloss sich an den Baubestand mit der alten Giebelfront am Holzmarkt an. Zu der im Jahre 1735 bezeugten Kapelle von 8x18 m Grundfläche wurde ein besonderer Eingang mit Freitreppe angelegt. Westwärts schloß sich an den ca. 500 qm großen Außenhof, der eine Einfahrt von der Holzgasse her besaß, ein Nutzgarten von 750 qm Größe an, der nach Norden mit dem langgestreckten Weingarten in Verbindung stand. Im Jahre 1761 richtete man eine neue Hauskapelle ein.

Durch die Möglichkeit der Einweisung in das Armenhaus hatte der Rat nun auch eine Handhabe gegen fremde Bettler, da das Armenhaus nur Bürgern und Eingesessenen vorbehalten war. Ab 1700 konnten aber auch Fremde, die sich unerlaubterweise in der Stadt aufhielten, eingewiesen werden. Dazu gab die Stadt Bettelzeichen an einheimische und fremde Bettler aus, denen damit ihre Invalidität bescheinigt wurde. Zur Überprüfung setzte die Stadt vier Bettelvögte ein, die die Bettler auf den Straßen auf ihre Erlaubnis hin überprüfen sollten. Dennoch gab es 1795 in der Belegschaft des Armenhauses 75% Kölner.

Die Anstalt wurde nach dem Ende der reichsstädtischen Zeit um 1794 als solche nicht fortgesetzt. Ihre Aufgaben gingen an die Armenverwaltung über, die ihren Sitz im Minoritenkloster und später im Cäcilienkloster nahm. Die Kapelle des Hauses blieb vorerst erhalten und wurde in der Pfarrumschreibung mit der Bezeichnung „Oratorium des Armen- und Greisen-Asyles“ der Pfarrkirche St. Maria-Lyskirchen zugeteilt. In der folgenden Zeit wurde der Grundbesitz mehrfach aufgeteilt und veräußert.

Am 19. März 1836 kauften die Brüder August und Ludolf Camphausen für 14250 Taler das städtische Armenhaus. Nach langen Verhandlungen mit Stadt und Militärbehörde erhielten sie 1838 die Erlaubnis zum Bau einer Verbindungsstraße zwischen Holzmarkt und Follerstraße (der späteren Rheinaustraße). Hier bauten sie ihre privaten Wohnhäuser und ihr neues Geschäftshaus. 1840 gliederten sie dem Fruchthandel auch ein Bankhaus an. Der Rest des Geländes wurde parzelliert und an kleinere Handwerker und Händler verkauft.

Literatur

  • M. Brandt: Die katholischen Wohltätigkeits-Anstalten und -Vereine sowie das katholisch-sociale Vereinswesen insbesondere in der Erzdiöcese Köln, Bachem-Verlag 1895
  • Peter Fuchs: Chronik zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 2, Greven Verlag Köln, 1993
  • Arntz/Neu/Vogts (Bearb.): "Das Armenhaus". In: Paul Clemen (Hg.): "Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz". Bd. 7, III. Abt., Düsseldorf 1937, S. 377-378
Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Altes Köln. Durch die Nutzung von Altes Köln erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.