Augustinerinnenkloster St. Maria Magdalena zu den weißen Frauen
St. Maria Magdalena zu den weißen Frauen war ein Frauenkloster von Augustinerinnen in der Straße Blaubach / Ecke Perlengraben im Stadtteil Altstadt-Süd.
Die Schwestern der Hl. Maria Magdalena von der Buße, kurz Magdalenerinnen, früher auch Büßerinnen, Reuerinnen oder – wohl nach ihrer Tracht – Weißfrauen genannt, sind ein aus der Bußbewegung des 13. Jahrhunderts entstandener Orden, der zur Pflege und Rettung gefährdeter und verwahrloster Frauen gegründet wurde. Die Kölner Magdalenerinnen lebten zunächst nach den Regeln der Zisterzienserinnen, später nach denen der Augustinerinnen.
St. Maria Magdalena (weisse Frauen) - Lageplan OpenStreetMap |
Eckdaten zum Kloster zu den weißen Frauen
Patrozinium | St. Maria Magdalena |
Orden/Stift | Beginen // Magdalenerinnen // ab 1476 Augustinerchorfrauen |
Gründung | 1468 |
Aufhebung | 1802 |
Geschichte
Um das Jahr 1229 entstand in Köln der Zisterzienserinnenkonvent St. Maria Magdalena auf einem Grundstück „in dem alten Graben bei der neuen Pforte". Gegen den Klosterbau erhob die Abtei St. Pantaleon Einspruch, weil er dicht an deren Weingütern lag. Vermutlich ist das Kloster der weißen Frauen im April 1244 abgebrannt. Wegen der geringen Einnahmen wurde die Zahl der Klosterfrauen vom Erzbischof auf dreißig beschränkt.
Am 15. April 1300 wurde dem Konvent vom Rat auf Widerruf das angrenzende zweiteilige Stadttor, die 1106 errichtete Bachpforte, überlassen. Am 24. Februar 1345 erklärten sich Priorin und Konvent wiederum bereit, das auch „Weißfrauenpforte" genannte Tor auf Verlangen des Rates sofort wieder zu räumen.
Im Jahre 1476 nahmen die Schwestern die Regeln der Augustinerchorfrauen an. Größere Bedeutung erlangte das Kloster infolge der seit 1474 stärker einsetzenden Pilgerfahrten zu den verehrten Heiligtümern der Klosterkirche, die nachweislich bis 1775 stattfanden. Eins der berühmtesten Heiligtümer war der sogenannte "Heilige Rock von Köln", ein einärmeliges blaues Kinderröckchen aus Seide, mit dem der Legende nach einst das Christuskind bekleidet gewesen sein sollte (s. weiter unten).
Die Kapelle von 8m Breite und 14m Tiefe besaß eine halbrunde Apsis mit einem Glockenreiter. Die Nonnenempore stand mit dem Oberbau der alten Bachpforte in Verbindung. Südlich der Kirche waren die Räume der Klausur um einen Kreuzhof herum angeordnet. Nach Süden hin schlossen sich daran Wohn- und Wirtschaftsbauten und Binnenhöfe an. Am südöstlichen Ende des Nutzgartens lag ein Rundturm von 4,50m, der vielleicht der Stadtbefestigung von 1106 angehörte und später als Latrinenschacht ausgebaut wurde. Neben dem Chor der Kirche lag eine Einfahrt zum Wirtschaftshof und eine Fußgängerpforte mit anschließendem Pfortenhaus zum Gartengelände.
In den Jahren 1660 - 1663 wurde eine erhebliche Erweiterung der Kirche vorgenommen. Der Konvent hatte die Absicht, den Kirchenchor in der Flucht der übrigen Kirche zu bauen, erhielt aber vom Rat nicht das dazu erforderliche Straßengelände. Ein neuer Hochaltar wurde 1663 zu Ehren der Hl. Maria Magdalena und des Hl. Nikolaus geweiht. Im Jahre 1715 erhielt die Kirche neue Fußbodenplatten und eine neue Ausmalung.
Im Zuge der Säkularisierung wurde 1802 auch das Weißfrauenkloster geschlossen. Der Domänenbesitz des Klosters wurde an die Stadt Köln verschenkt. Der Plan, die Kirche zur Pfarrkirche zu machen, wurde nicht verwirklicht. Stattdessen wurde das Anwesen auf Abbruch verkauft, um den Erlös zum Bau neuer Volksschulen zu verwenden. 1807 wurden der Rundturm und der Oberbau des Bachtors niedergelegt und 1809 wurde die Klosterkirche mit dem anliegenden Teil der Klausur abgebrochen. Hier entstanden Neubauten und die Straße Perlengraben wurde erweitert. Ein weiterer Teil wurde dann 1824 auf Abbruch verkauft. Ein alter Klosterflügel hat noch bis ca. 1900 bestanden.
Die Legende vom "Heiligen Rock von Köln"
Nach einer 1474 niedergeschriebenen Darstellung war einem ungarischen Priester, der sich sehnlichst gewünscht hatte, das Jesuskind zu sehen, ein Engel erschienen, der ihn dazu aufgefordert hatte, dazu einen Kinderrock anzufertigen, mit dem das Christkind sich bei seiner Erscheinung bekleiden konnte. Der Priester, ein Kaplan der Königin von Ungarn, folgte dieser Aufforderung und legte auf dem Altar eine Tunika aus blauer Seide nieder. Nachdem er dann das Jesuskind gesehen hatte, blieb das blaue Röckchen auf dem Altar zurück. Auf Bitten der ungarischen Königin überlies der Priester dieser das Gewand.
Nachdem 1262 ein deutscher Ordensritter dem König von Ungarn gegen dessen Feinde zu Hilfe gekommen war, wünschte der Ritter sich als einzige Belohnung das blaue Röckchen. Dieses wurde ihm auch übergeben, allerdings behielt die Königin den linken Ärmel des Gewandes für sich zurück. Nach seiner Heimkehr gab der Ritter das Röckchen weiter an seine Schwester, die - der Legende nach - Ordensfrau im Kölner Weißfrauenkloster gewesen sein soll. Das Gewand geriet im Laufe der Jahre in Vergessenheit und wurde dann 1412 von ungarischen Pilgern wiederentdeckt. Danach wurde es, besonders bei den ungarischen Pilgern, in Köln zum Gegenstand der Verehrung[1].
Kreuterkarte
Das Kloster zu den weißen Frauen ist zu finden in der Kreuterkarte K 337-4 - Blaubach
Topographische_Sammlung_von_Franz_Kreuter/Kreuterkarten
Schreinsbezirk
X Airsbach - Bezeichnung auf der Keussen-Karte: "S. Maria Magdalena (weisse Frauen)"
Historisches Archiv der Stadt Köln
Best. 271 Weiße Frauen - 1227 - 1802
Literatur
- F.E. Frhr. von Mering/L. Reischert: Die Bischöfe und Erzbischöfe von Köln nach ihrer Reihenfolge, nebst Geschichte des Ursprunges, des Fortganges und Verfalles der Kirchen und Klöster der Stadt Köln, mit besonderer Bezugnahme auf die Kirchen und Klöster der Erzdiözese.; Köln, 1844 - Band 2, S. 68-72: Das Kloster St. Maria Magdalena zu den weißen Frauen regulirten Augustiner-Ordens in Köln
Einzelnachweise
- ↑ Arntz/Neu/Vogts (Bearb.): Augustinerinnenkloster S. Maria Magdalena. In: Paul Clemen/Hans Vogts/Fritz Witte (Hg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Bd. 7, III. Abt., Düsseldorf 1937, S. 230-234