Altes Köln

Schönrath auf den Karten von Wiebeking und anderen um 1800

Aus Altes Köln
Wechseln zu:Navigation, Suche

Die Karten

Aus der Zeit um 1800 existieren mindestens drei topographischen Karten des Herzogtums Berg:

  • Topographische Carte von dem Herzogthum Berg, aufgenommen von dem kurpfälzischen Wasserbaumeister Wiebeking von 1789 bis 1792 und dann gedruckt ("Wiebeking-Karte")]
  • überarbeitete Version 1799 von Johann Christoph Bechstatt ("Topographisch-Militairische Karte des Herzogthums Berg. Aufgenommen und ins Grose gezeichnet von dem Hochf. Steuerrath Wiebeking, verjüngt und gezeichnet von Bechstatt 1799"
  • undatierte Karte aus dem Historischen Archiv der Stadt Köln. Ein Ausschnitt daraus ist veröffentlicht bei Wilfried Litz, Chronik der Kölnischen Litz, Köln 2009, S. 252. Die ursprüngliche Signatur sowie Verfasser und Entstehungsdatum dieser Karte, von der ein reproduzierter Ausschnitt im Besitz von Dr. Wilfried Litz ist, sind aufgrund des Einsturzes des Historischen Archivs 2009 bisher nicht zu ermitteln.

Unterschiede in der Darstellung

Bei Betrachtung der Karten von Wiebeking und Bechstatt für den Bereich Schönrath bei Mülheim a. Rh. fällt auf, Schönrath falsch eingezeichnet ist. Die dargestellten Gebäude zeigen in Wirklichkeit den heutigen Rodderhof, der aber nicht als solcher benannt ist, und eine Beschriftung "Schündenb:", nach Ansicht von Ernestus verballhornt aus "Schönrath", nach Ansicht von Litz, weil weil auf dem Rodderhof neben der Landwirtschaft ausgeprägt Ziegelsteine und Schindeln gebrannt wurden.

Die undatierte dritte Karte benennt dagegen im Gegensatz zu Wiebeking/Beschstatt den "Rotter Hof" (Rodderhof) richtig, nennt den Hof '"Förstgen"' neben dem Kloster Dünnwald und zeigt neben der Beschriftung '"Schönrather Höfe"' zwei von einander getrennte Gebäude an.

Die Nennung und Darstellung von zwei "Schönrather Höfen" legt den Gedanken nahe, dass hier neben dem eigentlichen Schönrath das ab 1806 unter dem Druck der bergischen, später der französich dominierten großherzoglich-bergischen Domänenverwaltung errichtete, später Neurath genannte zweite Hofgebäude gemeint sein könnte.

Eine genauere Betrachtung zeigt aber, dass zwar das oben dargestellte (östliche) der beiden Gebäude etwa dem eigentlichen Schönrath entspricht, das untere (weiter westliche) aber von der Lage her nicht das heutige Neurath sein kann. Während Neurath deutlich näher an die heutigen Berlinerstrasse, in Richtung Mülheim a. Rh. liegt. liegt der hier dargestellte zweite Schönrather Hof (im Folgenden "Schönrath 2" genannt) von Schönrath gesehen aus in Richtung Stammheim.

Es fällt bei der Betrachtung der drei Karten weiterhin auf, dass die Waldweide bei Schönrath, ebenso wie die übrige Landschaft im Raum Mülheim, in allen drei Kartenversionen gleich dargestellt ist, während sie in den Katasterkarten der 1820er Jahre ebenso wie in den topographischen Karten von Tranchot/Müffling und der Preußischen Uraufnahme (Aufnahme v. Bila von 1844) deutlich verkleinert ist.

Litz weist darauf hin, dass diese Verkleinerung der Waldweide insbesondere auf die erhebliche Waldvernichtung 1797/98 zwischen den Dörfern Dünnwald und Stammheim durch französische Truppen zurückzuführen sei.

Verschiedene Interpretationen

Dies führt zu unterschiedlichen Interpretationen:

Litz sieht in dem dargestellten, hier "Schönrath2" genannten Hof einen nach seiner Ansicht schon vor der Säkularisation bestehendes Vorwerk von Schönrath. Letzteres mag auf den ersten Blick erstaunen; dieses ist aber nicht ungewöhnlich, denn in der damals unmotorisierten Welt konnte eine grossflächige Landwirtschaft auf Grund der beschränkten Arbeitgeschwindigkeit der Schaffenden ( Ochse, Pferd, Mensch ) nur auf der Basis verteilt platzierter Hoffilialen rentabel betrieben werden. So wurde die großflächige Landwirtschaft Kalk der Abtei Deutz (heute Stadtteil Köln-Kalk) durch zwei gekoppelte Betriebe durchgeführt, die - obwohl relativ entfernt von einander - den gleichen Namen Kalker Hof trugen. In gleicher Weise wurde somit auch die großflächige Landwirtschaft Schönrath der Abtei Altenberg durch zwei Zweighöfe gleichen namens Schönrather Hof bewerkstelligt. Zudem, die grossen Landwirtschaften Ostpreussens und Pommerns wurden sogar trotz der mittlerweile vorhandenen Motorisierung bis zu Ende des 2.Weltkriegs auf solche Weise geführt. Die "3. Karte" ist seiner Ansicht nach spätestens 1806 erschienen, eher sogar um Anfang 1800.

Ernestus, der in seinen Studien in den Akten keine Hinweise auf die Existenz eines Vorwerkes vor der Säkularisation gefunden hat, vermutet dagegen, dass die "3. Karte" zwischen 1804 und 1814 entstanden ist. Der Autor der Karte habe gewusst, dass auf Schönrath ein zweiter Hof auf Druck der Domänenverwaltung errichtet wurde, aber die Lage des zweiten Hofes nicht gekannt und daher falsch eingezeichnet. Die Karte müsse vor 1814 entstanden sein, da spätestens 1814 der die Benennung "Neurath" für den zweiten Hof erfolgt.

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Altes Köln. Durch die Nutzung von Altes Köln erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.