St. Ursula: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 16. November 2022, 16:40 Uhr
St. Ursula ist eine der zwölf großen romanischen Kirchen in Köln und eine ehemalige Kanonissen-Stiftskirche. Sie liegt am Ursulaplatz im Stadtteil Altstadt-Nord.
St. Ursula - Lageplan OpenStreetMap |
Eckdaten zu St. Ursula
Patrozinium | St. Ursula, St. Maria, Hll. Jungfrauen |
Orden/Stift | Kanonissenstift |
Gründung | vor 922 |
Aufhebung | 1802 |
Geschichte
Der Legende nach war die Hl. Ursula eine bretonische Königstochter, die im vierten Jahrhundert nach Christus lebte. Nach der Rückkehr von einer Pilgerreise in Köln sollen sie und ihre zahlreichen Gefährtinnen von den Hunnen, die die Stadt Köln besetzt hatten, ermordet worden sein und so den Märtyrertod erlitten haben. Im Laufe der Jahrhunderte soll die überlieferte Zahl der Jungfrauen, welche die Hl. Ursula begleiteten, durch einen Übertragungsfehler von elf auf 11.000 angewachsen sein. Die Heilige Ursula, deren Leben jedoch in keiner zeitgenössischen Quelle bezeugt wird, ist neben dem Hl. Gereon und den Heiligen Drei Königen die Stadtpatronin von Köln. Das Kölner Stadtwappen enthält neben den drei Kronen, welche die Heiligen Drei Könige symbolisieren, auch elf schwarze "Tränen", die an die Stadtpatronin St. Ursula und ihre Begleiterinnen erinnern.
Bis zum 17. Jahrhundert nannte man die Ursulakirche, deren Baugeschichte denselben Ausgangspunkt wie die Legende der 11.000 Jungfrauen hat, auch "Kirche der heiligen Jungfrauen". Nach der für die Anfänge des Christentums im Rheinland bedeutsamen Clematianischen Inschrift, die auf einer 49-51 cm hohen, 71 cm breiten und 10 cm dicken Kalksteinplatte eingemeißelt ist, hat „Clematius, von senatorischem Rang, auf eigene Kosten, auf seinem Boden, gemäß Gelübde diese Basilika von den Grundmauern auf erneuert.“ Diese Inschrift entstand vermutlich zwischen dem 4. und 5. Jahrhundert, sodass Clematius seinen Neubau also am Ende der Römerherrschaft errichtete, nachdem die ursprüngliche bescheidene Kirche der Märtyrerinnen wohl bei der Zerstörung Kölns durch die Franken im Jahre 355 zugrunde gegangen war.
Tatsächlich wurde bei archäologischen Ausgrabungen ein Saalbau aus dem 4. Jahrhundert mit einer Ostapsis gefunden, der auf einem christlichen Gräberfeld errichtet worden war. Weiterhin stellte man fest, dass im 6. Jahrhundert Um- und Ausbaumaßnahmen stattfanden. Die Basilika des Clematius ist demnach vermutlich ebenfalls zerstört worden, entweder beim Untergang der römischen Kolonie im 5. Jahrhundert oder bei der Invasion der Normannen im Jahre 881. Seit dem 9. Jahrhundert häufen sich dann die Berichte über eine Kirche der Märtyrerinnen an dieser Stelle, in denen bereits die Zahl 11.000 erscheint.
Die erste urkundliche Erwähnung des Stifts ist in einer Urkunde des Erzbischofs Gunthar von 867 enthalten. Die Einrichtung als Kanonissenstift erfolgte wohl unter Erzbischof Hermann I, der im Jahre 922 die Kanonissen des kurz zuvor von den Ungarn niedergebrannten Stifts Gerresheim hierhin versetzte. Dabei stellte man auch die durch die Normannen im Jahre 881 zerstörten Stiftsgebäude wieder her.
Im Jahre 927 schenkte Erzbischof Wichfried den Kanonissen zur weiteren Ausstattung des Stifts die in der Nähe gelegene Marienkirche (die spätere Pfarrkirche St. Maria Ablass). Nach eine Reihe urkundlicher Zeugnisse befand sich die Stiftskirche zu dieser Zeit in einem guten Zustand. In dem Testament des Erzbischofs Bruno von 965 wird sie mit verschiedenen Ausstattungsstücken bedacht. Im Jahre 980 macht Erzbischof Warinus der Kirche der 11.000 Jungfrauen eine Schenkung zur Beleuchtung der Kirche, zur Instandsetzung der Dächer und zur nächtlichen Bewachung.
In das 10. Jahrhundert fällt auch die endgültige Ausbildung der Legende von den Heiligen Jungfrauen, in der seitdem die 11.000 Jungfrauen und die Heilige Ursula als Anführerin genannt werden. Anlass dazu gab vielleicht der Fund eines altchristlichen Grabsteins mit dem Namen Ursula.
Ein Neubau in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts entspricht in wesentlichen Teilen dem Erscheinungsbild der heutigen Kirche. Es wird vermutet, dass ein Zusammenhang zwischen diesem als notwendig erachteten Neubau und den im 12. Jahrhundert intensiv betriebenen Grabungen nach Reliquien auf dem römischen Gräberfeld besteht. Zu dieser Zeit wurden Vorhalle und Langhaus neu gebaut. Den Westturm über der Vorhalle baute man im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts, gleichzeitig wurden die Fächerfenster des nördlichen Seitenschiffs geschaffen. Der neue gotische Chor der Ursulakirche wurde ebenso wie das zweite südliche Seitenschiff am Ende des 13. Jahrhunderts erbaut. Anfang des 14. Jahrhunderts zog man das Gewölbe des Mittelschiffs ein.
In Urkunden der Jahre 1436, 1446 und 1449 ist von einem Turmbau die Rede, bei dem es sich wahrscheinlich um Reparaturen und Neueindeckung des bereits vorhandenen Turmes handelte. Vermutet wird eine Beschädigung des Turms durch den Orkan des Jahres 1434, bei dem auch drei Giebel des Turms von Groß St. Martin abstürzten. Nach Vollendung des Turmes wurde 1467 auch das gesamte Kirchendach erneuert und am Ende des 15. Jahrhunderts das südliche gotische Seitenschiff umgebaut. 1502 brannten die Abtei von St. Ursula und die Ägidiuskapelle, die sich in der Abtei befand, vollständig ab. 1642 erneuerte man das Kircheninnere und einige Altäre.
Johann von Crane ließ im Jahre 1642 hinter dem Grab der Hl. Ursula einen kleinen nördlich gelegenen Seitenchor mit der Nikolauskapelle errichten und 1643 in der Verlängerung des zweiten südlichen Seitenschiffs die Schatzkammer erbauen. Diese "Goldene Kammer" enthält in Fächern angeordnet die meisten der Kölner Reliquienbüsten, darüber sind die Wände mit aus Gebeinen gelegten Wandornamenten und Inschriften gestaltet. Sie war die Nachfolgerin einer kleineren Kammer, die bereits 1528 "die gulden Kammer" genannt worden war. Einen weiteren kleinen südlich gelegenen Seitenchor, der St. Johann Baptist geweiht wurde, erbaute Nicolaus de Groote im Jahre 1657.
Infolge eines Blitzschlages am 9. März 1680 brannten das gesamte Kirchendach und der Turmhelm ab ("Anno 1680 den 9ten Martii nachmittags zwischen vier und fünff uhren hatt das Donnerwetter in St. Ursula Stifts-Kirche binnen Cöln eingeschlagen und alles Holtzwerck sambt dem schönen hohen Thurn bis auf die blose mauern gantzlich abgebrennet"). Unmittelbar danach wurde das Dach wiederhergestellt und der Turm erhielt dabei den heute noch bestehenden Helm mit dem kronenartigem Aufsatz.
Das Ursulastift wurde durch Dekret Napoleons vom 9. Juni 1802 aufgehoben, und nach Schließung der Kirche St. Maria Ablass wurde St. Ursula im Jahre 1804 der Gemeinde von St. Maria Ablass als Pfarrkirche zugewiesen. Der Nordflügel des ehemaligen Klosters als einziger noch erhaltener Rest des Klosters wurde verkauft, vom Käufer abgerissen und dort eine Privatwohnung errichtet. Die übrigen Klostergebäude waren bereits im 17. Jahrhundert abgebrochen worden. Die der Gemeinde übergebene Pfarrkirche befand sich allerdings in einem sehr schlechten Zustand. Deshalb wurden in den Jahren 1810 und 1832 zunächst nur zur Erhaltung der Kirche notwendige Bauarbeiten, 1853-54 aber dann auch umfangreichere Arbeiten durchgeführt. Im Jahre 1873 wurde mit umfassenden Umbauten und Instandsetzungen der Kirche begonnen. Diese Neugestaltung erstreckte sich bis zum Jahre 1899.[1]
Am 25. Juni 1920 wurde St. Ursula durch eine päpstliche Urkunde zur Basilika erhoben.
Die Kirche St. Ursula wurde im Zweiten Weltkrieg am 31. Mai 1942 von einer Bombe getroffen. Dabei wurde das Langhausdach und das Mittelschiff zerstört. Um weiterhin den Gottesdienst feiern zu können, wurde im Westbau unterhalb des Turms eine Notkirche eingerichtet. Nach dem Krieg wurde zwischen 1949 und 1972 die Kirche unter der Leitung des Architekten Karl Band wieder aufgebaut. In den Jahren 1972 bis 1978 wurde die "Goldene Kammer" restauriert und eine neue umfassende Restaurierung der Kirche erfolgte zwischen 1999 und 2004.
Zwischen 2003 und 2005 schuf man in St. Ursula eine Gedenkstätte für die Märtyrer des 20. Jahrhunderts, indem man einen Kapellenraum einrichtete, auf dessen Leinwandwänden die Namen, Daten und Zitate dieser Märtyrer zu finden sind.
Kirchenbücher
ab 1719
Gemeindemitglieder
Personen aus den Kirchenbüchern von St. Ursula sind zu finden auf unserer Partnerwebseite koelnerbuerger.de:
Geistliches Personal
Äbtissinnen
Name | Zeit(raum) | Anmerkung |
1. Landsvi(n)d | 922(?), 926, zw. 925 u. 936 | |
2. Mechtildis | 1080 | |
3. Heizzecha | 1106 | zugleich Äbtissin in Gerresheim |
4. Guodehilt | zwischen 1100 u. 1131 | |
5. Gepa I | 1135, 1159, 1169, | † 1170 (?) |
6. Gepa II | 1171, 1172 | † ca. 1174 |
7. Clementia | 1174 - 1204 | |
8. Euphemia | 1207/08 | |
9. Benedikta | 1218 - 1227 | |
10. Friderunis I | 1227 - 1239 | (Gegenäbtissin: Beatrix) |
11. Elisa von Rennenberg | 1239 - 1262 | |
12. Friderunis II von Neuerburg (de novo Castro) | 1263 - 1280 | |
13. Lisa von Westerburg | 1281 - 1298 | |
14. Elisabeth von Vimenburg | 1306 - 1318 | |
15. Jutta von Aldenhoven | 1324 - 1332 | |
16. Aleidis von Virnenburg (oder von Westerburg) | 1333 - 1334 | |
17. Pyronetta von Arnsberg | 1338 - 1366 | |
18. Agnes von Diez | 1366 - 1368 | (heiratet den Grafen Eberhard von Katzenellenbogen) |
19. Margareta von Isenburg | 1368 - 1380 | |
20. Irmgard von Isenburg | 1391 - 1437 | |
21. Margareta von Nassau | 1439-1451 | (Gegenäbtissin: 1439 - 1441 Agnes von Kerpen) |
22. Agnes von Isenburg | 1454 - 1481 | |
23. Agnes von Wied | 1482 - 1485 | |
24. Margareta von Westerburg | 1486-1499 | |
25. Agnes von Daun-Oberstein | 1499-1534 | |
26. Justina von Lupfen-Stühlingen | 1535 - 1572 | |
27. Anna Margareta von Hohengerolsdseck-Sulz | 1572(?) - 1602 | |
28. Margareta von Iscnburg-Grenzau | 1603 - 1607 | |
29. Johanna Helena von Staufen | 1607 - 1638 | |
30. Erika Christina von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein | 1638 - 1666 | |
31. Philippina Ernestina Barbara von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein | 1666-1680 | |
32. Maria Elisabeth von Wolkenstein-Roddenegg | 1681-1699 | |
33. Anna Salome Franziska von Manderscheid-Keyl-Falkenstein | 1699-1739 | |
34. Maria Anna von Königsegg-Rothenfels | 1740-1752 | |
35. Augusta von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein | 1752-1777 | |
36. Franziska Theresia Karolina von Fugger-Dietenheim-Weißenhom | 1777 - 1784 | |
37. Maria Anna Walburgis von Zeil-Wurzach | 1784 - 1790 | |
38. Maria Crescentia von Fugger-Dietenheim-Weißenhorn | 1790 - 1802 |
weitere Geistliche
Name | geb.(*) | gest.(†) | Funktion | Zeit(raum) |
Sophia | Dekanin | 2. Hälfte 13. Jh. | ||
Dr. theol. Bernhard von Reyda | Kanoniker | um 1465 | ||
Bonizeth von Isenburg | Kanonisse | 2. Hälfte 15. Jh. | ||
Katharina Limburg-Styrum | 1572 | Kanonisse | 1548 | |
Claudia Seraphica von Wolkenstein-Rodeneck | Kanonisse | 1643 - 1688 |
Quelle: Germania Sacra, Kanonissenstift St. Ursula, Köln
Kreuterkarte
Die Kirche St. Ursula ist zu finden in der Kreuterkarte K 337-104 - St. Maria Ablass
Topographische_Sammlung_von_Franz_Kreuter/Kreuterkarten
Schreinsbezirk
IX Niederich - Bezeichnung auf der Keussen-Karte: "S. Ursula"
Historisches Archiv der Stadt Köln
Literatur
- F.E. Frhr. von Mering/L. Reischert: Die Bischöfe und Erzbischöfe von Köln nach ihrer Reihenfolge, nebst Geschichte des Ursprunges, des Fortganges und Verfalles der Kirchen und Klöster der Stadt Köln, mit besonderer Bezugnahme auf die Kirchen und Klöster der Erzdiözese.; Köln, 1844 - Band 1, S. 133-177: Die St. Ursula-Pfarrkirche
- Das Koster und spätere adelige Damenstift an der Kirche der heiligen 11.000 Jungfrauen zu Köln in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 31, Köln, 1877, S. 45-111, Digitale Sammlung der Heinrich Heine Universität Düsseldorf
- Das Pfarrarchiv von S. Ursula in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 76, Köln, 1903, S. 113-146, Digitale Sammlung der Heinrich Heine Universität Düsseldorf
Einzelnachweise
- ↑ Arntz/Rahtgens/Neu/Vogts (Bearb.): S. Ursula. In: Paul Clemen (Hg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Bd. 7, III. Abt., Düsseldorf 1934, S. 1-105
Weblinks
- Artikel Ursula von Köln. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
- St. Ursula auf der Webseite des Fördervereins "Romanische Kirchen Köln"
- Kanonissenstift Sankt Ursula bei KuLaDig (LVR)
- YouTube-Video: "Unterwegs rund um St. Ursula" in der Lokalzeit Köln (WDR)
Download für mobile Geräte
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