St. Gereon
St. Gereon ist eine ehemalige Stiftskirche und eine der zwölf großen romanischen Kirchen in Köln und liegt an der Straße "Gereonshof" im Stadtteil Altstadt-Nord. Den Grundriss des zentralen westlichen Teils der Kirche bildet ein Dekagon (Zehneck), unter dem sich heute noch Teile eines ovalen Baus aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts befinden.
St. Gereon - Lageplan OpenStreetMap |
Eckdaten zu St. Gereon
Patrozinium | St. Gereon |
Orden/Stift | Kollegiatstift |
Gründung | vor 840 |
Aufhebung | 1802 |
Geschichte
Vermutlich bereits im 4. Jahrhundert wurde die Gereonskirche auf einer römisch-frühchristlichen Kultstätte errichtet. Die Gründung der Kirche ist mit der sogenannten Gereonslegende verbunden. Dieser Legende nach war Gereon von Köln ein Offizier der Thebäischen Legion, einer Legion der römischen Armee, deren sämtliche Mitglieder gegen Ende des 3. Jahrhunderts den Märtyrertod erlitten haben sollen.
Wie aus zahlreichen bei der Kirche gefundenen Grabsteinen hervorgeht, befand sich der Umgebung der Kirche seit dem 4. Jahrhundert ein Friedhof der Christengemeinde. Eine um 590 geschriebene Erzählung berichtet, dass schon damals die Kirche ihres Goldschmucks wegen „ad Sanctos Aureos" (zu den goldenen Heiligen) genannt wurde und dass sich in ihrer Mitte der Brunnen der Thebäer befand.
Laut einem Bericht aus dem Jahre 727 nahm der Frankenkönig Theoderich II. nach seinem Sieg über seinen Bruder Theodebert bei Zülpich im Jahre 612 in der „Basilika des Hl. Märtyrers Gereon" die Huldigung der Franken entgegen. Im Jahre 818 wurde Hildebold, der erste Kölner Erzbischof, in St. Gereon bestattet. Sein Grabdenkmal stand noch bis in neuere Zeit in der ersten Nische des Dekagons, rechts vom Eingang in die Kirche. Auch das Grabmal des Kölner Bischofs Hildebert aus dem Jahre 762 befand sich in der Helenakapelle bei der Kirche - die Grabinschrift ist noch vorhanden.
Um 839 wird erstmalig ein Stift an der Kirche bezeugt. Als Stiftsgebäude dienen das Atrium und seine Anbauten.
Im Jahre 1002 wurde die Leiche des Kaisers Otto III. in Köln vor ihrer Überführung nach Aachen von St. Severin und St. Pantaleon nach St. Gereon getragen. Der Erzbischof von Köln, Anno II, ließ im 11. Jahrhundert die östliche Mauer der Rotunde niederlegen, den Bau nach Osten hin verlängern, zwei Türme errichten, eine geräumige Krypta anlegen und Malereien ausführen.
Der Hl. Norbert von Xanten ließ im Jahre 1121 in der Kirche nach Reliquien der thebäischen Märtyrer suchen. Dabei wurde Gebeine gefunden, die man für die des Hl. Gereon hielt und die man seitdem als Reliquien des Hl. Gereon verehrt. 1191 wurde ein neuer Gereonsaltar geweiht.
Nachdem man festgestellt hatte, dass der Zentralbau, der älteste Teil der Kirche, baufällig geworden war, wurde im Jahre 1219 ein Neubau beschlossen. Das Dekagon wurde umgebaut und erhielt seine heutige Gestalt. Auch die Stiftsgebäude wurden in der Form neu gebaut, wie sie bis zum Abbruch im 19. Jahrhundert erhalten blieben. Zur gleichen Zeit, zwischen 1230 und 1240, erstellte man auch die Taufkapelle an der Südseite.
Die Sakristei wurde um das Jahr 1315 angebaut und in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts erhielten der Chor, die Vorhalle und zwei Seiten des Kreuzganges Gewölbe. Im Jahre 1434 wurde St. Gereon bei einem Sturm schwer beschädigt.
Eine neue innere Ausstattung mit Barockaltären im Dekagon erhielt die Kirche zwischen 1635 und 1640. 1683 wurde die Kirche ausgemalt und die Chorwände mit Barockreliquiaren geschmückt. Eine weitere umfassende Renovierung der Kirche erfolgte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Im Jahre 1802 wurde das Stift im Zuge der Säkularisierung aufgehoben. 1805 wurde die Cäcilienkapelle auf der Nordseite zwischen Chor und Dekagon und 1813 Teile der Stiftsgebäude, insbesondere der Kreuzgang, abgerissen. Die zugehörige Pfarrkirche [St. Christoph], die unmittelbar neben St. Gereon stand, wurde 1806 abgerissen[1].
An St. Gereon wurden während des 19. Jahrhunderts in mehreren Perioden Instandhaltungsarbeiten vorgenommen und 1872 wurde eine neue Treppen- und Altaranlage zwischen Chor und Dekagon erstellt.
Der zweite Weltkrieg verursachte zwischen 1940 und 1944 erhebliche Schäden an der Kirche. Besonders betroffen war das Dekagon, dessen endgültige Wiederherstellung bis ins Jahr 1985 dauerte.
Kapellen
St. Michaelskapelle
Auf der Südseite von St. Gereon führte ein langer, flach gedeckter Gang von Osten, dem Gereonsdriesch, an der Taufkapelle vorbei und mündete in einen gewölbten kapellenartigen Raum, der mit der Vorhalle der Kirche in Verbindung stand. Über dem Eingang am Gereonsdriesch lag die Michaelskapelle. Auf dem Gemälde von Job Adrianzoon Berckheyde aus dem späten 17. Jahrhundert ist die Kapelle gut erkennbar.
St. Quintinuskapelle
In grösserer Entfernung zur Gereonskirche lag nach Süden hin im Garten der Dechanei auf einem kleinen Hügel die kleine Quintinuskapelle, die 1802 geschlossen und nach dem Verkauf der Stiftsgebäude zerstört wurde. Ihre Ruinen waren noch Jahrzehnte später sichtbar.
St. Helenakapelle
In der Vorhalle von St. Gereon war links die St. Helenakapelle, die im 18. Jahrhundert zerstört wurde. In dieser Kapelle befanden sich die Grabdenkmäler des ersten Kölner Erzbischofs Hildebold und des Kölner Bischofs Hildebert.
St. Cäcilienkapelle
Die Cäcilienkapelle lag auf der Nordseite zwischen Chor und Dekagon. Sie wurde 1805 abgerissen.
St. Hieronymuskapelle
Eine Hieronymuskapelle befand sich als Hauskapelle im Probsteigebäude von St. Gereon. Sie war 1525 errichtet worden und wurde 1802 geschlossen. Nach dem Verkauf des Gebäudes wurde sie in das Haus integriert.
Taufkapelle (St. Johanniskapelle)
Die Taufkapelle, die St. Johannes dem Täufer geweiht ist, wurde zwischen 1230 und 1240 kurz nach der Fertigstellung des Dekagons an seiner Südseite errichtet.
Kirchenbücher
ab 1746 vorhergehend Stift St. Christoph
Edition Brühl Vol. 206: T 1746-1797; H 1747-1798; S 1747-1798
Pfarrgemeinde
Ehemalige Chorherren-Stiftskirche
St. Gereon bildet heute einen Pfarrverbund mit den Kirchen St. Alban und St. Michael
Webseite von St. Gereon Infoseite Kölntourismus
Kreuterkarte
Die Kirche ist zu finden in der Kreuterkarte K 337-23 - Gereonstrasse : Bild
Topographische_Sammlung_von_Franz_Kreuter/Kreuterkarten
Schreinsbezirk
Literatur
- Das Pfarrarchiv von S. Gereon in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 71, Köln, 1901, Digitale Sammlung der Heinrich Heine Universität Düsseldorf
- F.E. Frhr. von Mering/L. Reischert: Die Bischöfe und Erzbischöfe von Köln nach ihrer Reihenfolge, nebst Geschichte des Ursprunges, des Fortganges und Verfalles der Kirchen und Klöster der Stadt Köln, mit besonderer Bezugnahme auf die Kirchen und Klöster der Erzdiözese.; Köln, 1844 - Band 2, S. 237-241: Die Kirche zum heil. Gereon
Einzelnachweise
- ↑ Katholische Pfarrkirche zu St. Gereon. In: Paul Clemen (Hg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Bd. 7, I. Abt., Düsseldorf 1911, S. 1-102
Weblinks
- St. Gereon auf der Webseite des Fördervereins "Romanische Kirchen Köln"
- Gereonstift bei KuLaDig (LVR)
- Webseite der Pfarrgemeinde St. Gereon
Download für mobile Geräte
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