Schon seit dem 12. Jahrhundert belegen Quellen die Existenz von Handwerkerbruderschaften (fraternitates) in Köln. Handwerkerzusammenschlüsse bezeichnete man nach dem Weberaufstand 1371 als Ämter aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Rat. Aus diesen Ämtern entstanden später die Zünfte. In Gilden versammelten sich die Kaufleute. Im 14. Jahrhundert gibt es auch schon einige Versammlungshäuser (Gaffelhäuser) dieser fortan als Gaffel bezeichneten Zusammenschlüsse von Personen. Aus diesen Reihen entwickelten sich in einer Zunftrevolution innerstädtische Auseinandersetzungen gegen die bisherige Herrschaft der Patrizier.
Der Name "Gaffel" leitet sich übrigens von der Gabel ab. Die Zünfte trafen sich üblicherweise in den Brauhäusern und speisten mit einer zweizinkigen "Gaffel'".
Am 14. September 1396 wurde eine neue Stadtverfassung verkündet, die eine vom provisorischen Rat eingesetzte Kommission ausgearbeitet hatte. Das war der Verbundbrief, der für 400 Jahre das Grundgesetz Kölns bleiben sollte. Besiegelt wurde das Dokument von 22 politisch-gewerblichen Korporationen, den Zünften und Gaffelgesellschaften. Später wurden die Verbände nur noch „Gaffeln“ genannt.
Neben den größeren Gaffeln (Kaufleute, Brauer, Bäcker) setzten sich die Gaffeln aus mehreren, nicht unbedingt immer berufsnahen Zünften zusammen.
Die 22 Kölner Gaffeln
Wappen | Namen | Erklärungen | zugehörige Zünfte | Ratssitze |
---|---|---|---|---|
Wollenhaupt Gewandmacher |
Wollenweber Tuchscherer Weißgerber Tirteiweber |
4 | ||
Eysenmarkt | benannt nach ihrem Gaffelhaus am Heumarkt (der Nordostrand des Heumarktes hieß "Eisenmarkt") |
Gesellschaft von Kaufleuten | 2 | |
Schwarzhaus | benannt nach ihrem Gaffelhaus an der Hohe Straße | Blauleinenfärber Waidhändler |
2 | |
Goldschmiede | Goldschläger Goldspinnerinnen |
2 | ||
Windeck | benannt nach ihrem Gaffelhaus (neu) Windeck auf dem Altermarkt, vielleicht ursprünglich Korporation der Englandfahrer |
Gesellschaft von Kaufleuten | 2 | |
Buntwörter Buntwerker Buntmacher |
altdeutsche Beichnungen für Kürschner | Kürschner | 2 | |
Himmelreich | Die Herkunft des Namens ist nicht geklärt. Die Straße „Am Himmelreich“, an der zwei Häuser der Gaffel standen, wurde erst nach ihnen so benannt |
Gesellschaft von Kaufleuten | 2 | |
Schilderer und Glaswörter |
Schilderer und Maler, die vor allem an der Schildergasse angesiedelt waren. Stefan Lochner, der bedeutendste Maler der Kölner Malerschule, wurde zweimal, 1447 und 1450, zum Ratsherrn der Schilderergaffel gewählt. |
Maler Glaser Sattler |
1 | |
Aren | benannt nach ihrem Zunft- und Gaffelhaus zum Aren (Adler) am Fischmarkt | Riemenschneider | 2 | |
Steinmetze Zimmerleute |
Steinmetze Zimmerleute Schreiner Kannenbäcker Bildhauer Bildschneider Leyendecker Pflasterer |
1 | ||
Schmiede |
Schmiede |
2 | ||
Bäcker | Bäcker | 1 | ||
Brauer | Die Bierbrauer, die ihr Zunfthaus zunächst am Rhein (slackhuis) und später auf der Schildergasse (huys Mirwiler) hatten |
Brauer Mälzer |
2 | |
Bindelmacher Gürtelmacher |
Gürtler Drechsler Bürstenbinder Nadelmacher Kammmacher Blechschlager |
2 | ||
Fleischhauer | Fleischer | 1 | ||
Fischamt Fischmenger |
Fischmenger Schiffer Buchbinder |
2 | ||
Schröder | Schröder ist eine alte Bezeichnung für den Beruf des Schneiders. Der Name stammt vom niederdeutschen Wort schroden (schneiden). |
Schneider Hutstaffierer |
1 | |
Schuhmacher Löhrer |
Löhrer (niederrheinisch) = Lohgerber | Schuhmacher Altschuhmacher Lohgerber Lederreider |
1 | |
Sarwörter | Sar = Schar vergleiche Pflugschar, Wörter = Werker, also Rüstungswerkleute | Harnischmacher Pantzermacher Schwertfeger Barbiere Handschuhmacher Taschenmacher Hutmacher Korbmacher |
1 | |
Kannengießer | Kannengießer Hammacher Seiler |
1 | ||
Fassbinder | Fassbinder | 1 | ||
Ziechenweber Leinenweber |
Ziechenweber, auch Bettziechenweber oder Ziechner webten leinene Kissenbezüge und Bettdecken. |
Ziechenweber Sartuchmacher Decklakenweber |
1 |
Jeder Kölner Bürger und „Eingesessener“ musste sich einem Amt (Zunft) oder einer Gaffel anschließen. Aus den Reihen der Gaffeln wurden die Ratsmitglieder für ein Jahr gewählt und aus dieser Mitte wurden 2 Bürgermeister auch für eine einjährige Amtszeit gewählt.
Gaffeln und Zünfte waren auch die Träger des Gemeinwesens und einer neuen Wehrordnung. Im Verbundbrief heißt es dazu, alle Bürger und Eingesessenen (einer Gaffel angeschlossene Einwohner ohne Bürgerrecht) haben bei Gefahr dem Stadtbanner zu folgen. In den Gaffelhäusern wurden fortan alle Angelegenheiten des Wacht-, Alarm- und Militärwesens verhandelt. So wurde auch in einer Wachtordnung festgelegt, welchen Teil der Stadtmauer bzw. welche Torburg einzelne Gaffeln zu bewachen hatten.
So bewachten auf der Rheinseite:
- das Wollenamt das Neckelskuhlentor
- die Zimmerleute das Witschgassentor
- die Gaffel Himmelreich und die Fassbinder die Rheinpforte
- die Gaffel Aren das Markmannsgassentor
- die Fischmenger die Salzgassenpforte
- die Gaffel Windeck das Mühlengassentor
- die Gürtelmacher das Neugassentor
Auf der Feldseite:
- die Goldschmiede das Eigelsteintor
- die Schilderer das Friesentor
- die Gaffel Eisenmarkt das Ehrentor
- die Gaffel Schwarzhaus das Hahnentor
- die Bäcker das Schaafentor
- die Buntwörter das Weyertor
- Brauer und Schmiede das Severinstor [1]
Namenstradition im Brauwesen:
Literatur
- Wilhelm Scheben, Die Zunft der Brauer in Köln, Köln 1880 darin Listen der Bruderschaft von 1822 - 1879.
- Gustav Croon, Zur Entstehung des Zunftwesens, Marburg 1901, Inaugural-Dissertation
Weblinks
- Altes-Koeln: Gaffelhäuser
- Altes-Koeln: Mittelalterliche_Stadtmauer
- Wikipedia: Kölner Rat bis 1796
- UB Köln: Verbundbrief und Transfix-Brief online
- LVR Portal Rheinische Geschichte: Die Kölner Gaffeln (Link abgerufen am 31.01.2022)] ]
Einzelnachweise
- ↑ Brigitte Maria Wübbeke, Das Militärwesen der Stadt Köln im 15. Jh. (Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte; Beiheft 91), Stuttgart 1991, S. 54